Kritik an Umgang mit Ex-CIA-Direktor Brennan Ehemalige Politiker und Militärs attackieren Trump

Washington · Nachdem US-Präsident Donald Trump die Sicherheitsfreigabe für den ehemaligen CIA-Direktor John Brennan widerrufen hat, formiert sich Widerstand. An dessen Spitze steht William H. McRaven, der einst an der Tötung von Osama Bin Laden beteiligt war.

 Deutliche Worte Richtung Trump: William H. McRaven.

Deutliche Worte Richtung Trump: William H. McRaven.

Foto: AFP

„Wenn Du die Welt verändern willst, beginne damit, dein Bett zu machen.“ Mit Buch-Lebensweisheiten wie diesen ist normalerweise selbst in Amerika nicht viel Auflage zu machen. Es sei denn, der Autor ist ein hochdekorierter Navy-Admiral namens William H. McRaven und verwickelt den Präsidenten der Vereinigten Staaten gerade, um im Bild zu bleiben, in eine beispiellose politische Kissenschlacht.

Der Oberkommandierende des Navy-Seals-Spezialkommandos, das vor sieben Jahren die Ergreifung und Tötung von Terrorfürst Osama Bin Laden befehligte, hielt sich als Kanzler der Universität von Texas bisher immer zurück, wenn es um Themen der nationalen Sicherheit ging. Seit Trump den früheren CIA-Chef John Brennan (in der Causa Bin Laden ein enger Partner McRavens) für dessen Kritik am Weißen Haus durch den Entzug der Sicherheitsfreigabe kujoniert hat, ist es mit der Zurückhaltung vorbei.

In einer Philippika in der „Washington Post“ schreibt McRaven an die Adresse des Präsidenten: „Ein guter Führer versucht, die besten Eigenschaften seiner Organisation zu verkörpern. Ein guter Führer ist Vorbild für andere. Ein guter Führer oder eine gute Führerin stellt stets das Wohlergehen anderer vor das eigene. Ihre Führung hat jedoch wenig von diesen Qualitäten gezeigt. Durch Ihre Taten haben Sie uns in den Augen unserer Kinder in Verlegenheit gebracht, uns auf der Weltbühne gedemütigt und, was am schlimmsten ist, uns als Nation gespalten.“

McRaven bittet um Gleichbehandlung

Dass Trump Brennan absichtsvoll die Ehre abschneidet, ihn als Verräter und „schlechten Menschen“ darstellt, verstößt gegen eine andere Lebensweisheit, die McRaven in seinem Bestseller („Make your bed“) niedergelegt hat: „Wehre Dich gegen Rüpel.“ Nur wenige Amerikaner „haben mehr dafür getan, dieses Land zu schützen, als John“, schreibt McRaven. „Er ist ein Mann von beispielloser Integrität.“

Um die Solidarisierung mit Brennan auf die Spitze zu treiben, bittet der ehemalige Elite-Soldat in Ich-bin-Spartacus-Manier um Gleichbehandlung: „Daher würde ich es als eine Ehre betrachten, wenn Sie auch meine Sicherheitsfreigabe widerrufen würden, so dass ich meinen Namen jener Liste von Männern und Frauen hinzufügen könnte, die sich gegen ihre Präsidentschaft aussprechen.“

McRavens Ein-Mann-Kommando wurde in Washington als Weckruf an das Establishment verstanden, „endlich gegen Trump geschlossen aufzustehen“, sagte ein Analyst im Frühstücksfernsehen. Zwölf ehemalige CIA-Direktoren, Verteidigungsminister und hohe Ex-Geheimdienstler, darunter so große Namen wie Gates, Morell, Tenet, Petraeus und Panetta, zogen sofort mit. Brennans Entzug der „security clearance“, die ihm bisher den Zugang zu Staatsgeheimnissen gewährt hat, sei ein „klarer Versuch, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu ersticken“, schreiben die Honoratioren.

Sie schließen sich einer indirekten Drohung McRavens an, der Trump wissen lässt: „Wenn Sie auch nur einen Moment glauben, dass Ihre Taktiken aus der McCarthy-Ära (Kommunistenjäger in den 1960er Jahren – Anm. d. Red.) kritische Stimmen unterdrücken werden, dann haben Sie sich gewaltig geirrt.“ Trump hat bisher nicht darauf reagiert.

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