Führende Köpfe im Rhein-Erft-Kreis Die Aktivitäten der Neonazi-Szene im Rheinland

RHEIN-ERFT-KREIS · Die Maßnahmen gegen die Neonazis zeigen Wirkung, ist der Kölner Staatsschutz überzeugt. "Nach den Festnahmen herrscht große Verunsicherung in der Szene", stellt Kriminalhauptkommissar Hubert Kraus fest.

Im Rhein-Erft-Kreis hat die Razzia im März des Jahres Spuren hinterlassen. Zwei der Festgenommenen kommen von hier: Axel Reitz aus Pulheim und der Erftstädter Sebastian Ziesemann. Während Reitz auf freiem Fuß ist, sitzt Ziesemann, der zu den führenden Köpfen der "Kameradschaft" gezählt wird, weiter in Haft.

Seit der Festnahme, so der Staatsschutz, sei die Zahl der Anzeigen zum Beispiel wegen Schmierereien zurückgegangen. Im Kreis sind es vor allem die "Autonomen Nationalisten Pulheim" (ANP), die sich im öffentlichen Raum verewigen - eine Gruppe, die auch Hans-Peter Killguss intensiv beobachtet.

Der Politologe ist Leiter der "Infostelle gegen Rechtsextremismus" beim NS-Dokumentationszentrum in Köln. "Das sind junge Leute im Alter von 16 bis 25 Jahren, die zum Teil aus gutbürgerlichen Familien kommen", sagt Killguss. Neben zehn bis 15 Aktivisten zählt der Politologe maximal 100 "Sympathisanten". "Einschüchterung und Präsenz zeigen" nennt Killguss ihre Strategie.

Es gebe auch gewalttätige Zusammenstöße, sagt Killguss. Zuletzt sei es in der Mainacht es in Köln-Esch zu einer Schlägerei gekommen, an der Mitglieder ANP beteiligt gewesen sein sollen. Mit Organisationen wie der "Kameradschaft" haben die "Autonomen Nationalisten" wenig zu tun. Zu Reitz bestehe, so Killguss, jedoch ein enger Kontakt. "Er ist ein eloquenter Redner, der viel von Strategien und Kampagnen versteht."

Reitz, so Killguss, sei jemand, der das strafrechtlich Mögliche austeste und manchmal bewusst Grenzen überschreite. In Erftstadt ist nach den Erkenntnissen von Killguss vor allem die "Kameradschaft" aktiv. Vor einiger Zeit traten offenbar rechtsradikal motivierte Schmierereien an Hauswänden auf. Der Staatsschutz ermittelt. In Erftstadt geht die Sorge um, dass die Rechten versuchen, in der Stadt Fuß zu fassen - ein Eindruck, den Killguss nicht teilt. "Vor einigen Jahren war hier die Gruppe Erft der Kameradschaft aktiv.", erinnert er sich. Heute gebe es neben Ziesemann nur noch einen Aktivisten.

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