Malala Yousafzai vor den UN "Das mutigste Mädchen der Welt"

NEW YORK/WASHINGTON · Im Oktober 2012 wurde Malala von den Taliban fast getötet. Mit fester Stimme sprach sie jetzt vor den Vereinten Nationen.

 Kämpft für Bildung: Malala Yousafzai vor den UN.

Kämpft für Bildung: Malala Yousafzai vor den UN.

Foto: afp

Im Swat-Tal, einer ebenso schönen wie lebensgefährlichen Gegend im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet, werden sich islamistische Fanatiker vor ihren Transistorradios auf die Zunge gebissen haben, als gestern über die Radiowelle der britischen BBC die Stimme von Malala Yousafzai durch den Lautsprecher drang. An ihrem 16. Geburtstag stand die junge Frau am Rednerpult des UN-Hauptsitzes in New York und las all jenen die Leviten, die Intoleranz und Rückständigkeit predigen.

Mit fester Stimme warb die Pakistani bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach langem Leidensweg in bestem Englisch für das Ende kriegerischer Auseinandersetzungen gegen Zivilisten und das Recht auf Ausbildung. Im Anschluss übergab sie eine mit vier Millionen Unterschriften versehene Petition an UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, die den Missstand von fehlenden schulischen Möglichkeiten für 60 Millionen Kinder weltweit aufgreift, beantwortete die Fragen von 1000 eingeladenen Jugendlichen aus 80 Ländern und machte sich vertraut mit ihrer neuen Rolle als globales Vorbild. Zehn Monate vorher hätte Malala im Traum nicht daran gedacht.

Rückblick: In Mingora, der wichtigsten Stadt im Swat-Tal, beginnt sie im Alter von elf Jahren unter dem Pseudonym Gul Makai auf der Internetseite der BBC in ihrer Muttersprache Urdu Beiträge zu verfassen. Inspiriert durch ihren Vater Ziauddin, selbst Lehrer, plädiert das Kind für bessere Schulen besonders für Mädchen und prangert immer wieder couragiert die Schandtaten der radikal-islamischen Taliban an. Den Steinzeit-Muslimen, die Frauen und Mädchen, die zur Schule gehen oder sich frei bewegen, für verwestlich und verdorben halten, wird die schwarzhaarige Nachwuchs-Aktivistin mehr und mehr zur Zielscheibe. Im Oktober 2012 entlädt sich der Hass. Im Schulbus wird die damals 15-Jährige von selbst ernannten Gotteskriegern überfallen und fast getötet. Die aus nächster Nähe abgefeuerten Kugeln in Kopf und Hals verfehlen nur um Millimeter lebenswichtige Gefäße. Malala überlebt das Attentat schwer verletzt, wird nach Großbritannien ausgeflogen, dort operiert und gepflegt. An ihrem Schicksal nehmen bis heute weltweit Millionen Menschen Anteil. Der frühere britische Premierminister Gordon Brown, heute UN-Sonderbotschafter für Bildung, nannte den in rosafarbene Landestracht gekleideten Teenager gestern "ein stolzes Symbol für Mut und Unerschrockenheit - und das mutigste Mädchen der Welt".

Der lautstark umjubelte Ehrengast gab sich demütig: "Dieser Tag ist nicht mein Tag. Es ist der Tag eines jeden, der für seine Rechte aufsteht. Hier stehe ich, ein Mädchen unter vielen. Ich spreche für jene, die keine Stimme haben. Die Terroristen dachten, ihre Kugeln würde uns stumm machen. Heute gibt es Tausende wie mich, die für Gerechtigkeit und Frieden kämpfen. Die Extremisten fürchten Bleistifte und Bücher. Sie fürchten die Macht des Wissens", sagte Malala, "lasst uns darum Bildung zu einer friedlichen Waffe machen."

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