Nach dem Manchester-Attentat Berlin schärft Sicherheitskonzept nach

Berlin · Die Polizei will Besucher nach dem Ende von Veranstaltungen wie dem Kirchentag und dem Pokalfinale besser schützen.

Deutschland zieht Konsequenzen aus dem Terroranschlag von Manchester für den Kirchentag und das DFB-Pokalfinale an diesem Wochenende in Berlin. Das Sicherheitskonzept wurde erweitert, um nach dem Ende von Veranstaltungen den „Abstrom der Gäste“, so die Berliner Polizei, besser in den Blick zu nehmen. Am Dienstag hatte sich ein Selbstmordattentäter nach dem Ende eines Popkonzertes in Manchester in die Luft gesprengt und 22 vorwiegend junge Menschen mit in den Tod gerissen. 20 Schwerverletzte schweben noch in Lebensgefahr.

In Berlin versucht die Polizei, mehr als 100.000 Kirchentagsbesucher mit zusätzlichen Absperrungen durch Betonpoller und schwere Einsatzfahrzeuge zu schützen. Erstmals müssen sich die Teilnehmer auch auf Taschenkontrollen einstellen. Dies gilt ganz besonders für den Auftritt von Ex-US-Präsident Barack Obama zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an diesem Donnerstag vor dem Brandenburger Tor.

Am Samstag wird zudem das DFB-Pokalfinale zwischen Dortmund und Frankfurt in Berlin die Polizei beschäftigen, die mit insgesamt 6000 Beamten präsent sein will. Die Videoüberwachung von Breitscheidplatz, Alexanderplatz und am Brandenburger Tor wurde intensiviert. Eine besondere Beobachtung gilt gewaltbereiten Islamisten aus der Region.

Mehr Überwachung

„Von Manchester muss das Signal ausgehen, dass den Sicherheitsdiensten in Europa bekannte hochgefährliche Terrorverdächtige noch intensiver überwacht werden“, verlangte der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow. Mehr Sicherheit gebe es nur mit mehr Überwachung der Top-Gefährder. Dafür sei Personal einzustellen und auszubilden.

Eine Einführung öffentlicher Alarmstufen auch in Deutschland kann nach Einschätzung des CSU-Innenpolitikers Hans-Peter Uhl „sinnvoll“ sein, wenn damit konkrete Maßnahmen verbunden werden. Für den Laien hätten sie allerdings kaum Erkenntniswert und führten eher zu unangemessenen Bedrohungsgefühlen.

Für den CDU-Innenpolitiker Patrick Sensburg würde dadurch „das Besorgnisniveau gesteigert, ohne das Problem zu lösen“. Schon jetzt stünden Polizisten alle notwendigen Maßnahmen zur Verfügung, ohne dass sie auf Heraufstufungen warten müssten. Für Unions-Sicherheitsexperte Stephan Mayer wäre es problematisch, dass aus der Herabstufung der Anschlagswahrscheinlichkeit sowohl die Sicherheitsbehörden als auch die Bürger die falschen Schlüsse zögen. „Durch den barbarischen Anschlag in Manchester hat sich an der angespannten Sicherheitslage in Deutschland nichts geändert“, betonte Mayer.

Die Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic lehnt ein Alarmstufensystem ebenfalls ab, weil es die Bevölkerung verunsichern und bei inflationärem Gebrauch desensibilisieren würde. Defizite gebe es aber bei der Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden. Auch Terrorexperte Burkhard Lischka sieht keinen Mehrwert für Terrorwarnstufen, weil sich die regional unterschiedlichen Gefahreneinschätzungen nicht auf ganz Deutschland verallgemeinern ließen.

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