Neues Album im Oktober Der Dinosaurier Pink Floyd erwacht

BONN · Laut Tweed von Polly Samson steht die Band Pink Floyd vor einem Comeback. Im Oktober soll das neue Album "The Endless River" erscheinen.

 Pink Floyd 2005 bei Live 8 in London: Es war der letzte gemeinsame Auftritt von David Gilmour, Roger Waters, Nick Mason und dem inzwischen verstorbenen Richard Wright (von links). Zumindest Gilmour und Mason arbeiten jetzt an einem neuen Album.

Pink Floyd 2005 bei Live 8 in London: Es war der letzte gemeinsame Auftritt von David Gilmour, Roger Waters, Nick Mason und dem inzwischen verstorbenen Richard Wright (von links). Zumindest Gilmour und Mason arbeiten jetzt an einem neuen Album.

Foto: dpa

Und er bewegt sich doch noch, der Rockdinosaurier Pink Floyd. Vor fast 20 Jahren verfiel er satt und zufrieden in einen Tiefschlaf. Nur einmal - für das Live-8-Konzert im Jahr 2005 - wachte der ruhende Riese kurz auf, zog sich anschließend aber wieder zurück. Weitere Konzertauftritte? Immer unwahrscheinlicher. Ein neues Album? Ach, woher denn.

Doch jetzt passiert das, womit keiner mehr gerechnet hat: Es verdichten sich die Anzeichen, dass die einflussreiche britische Gruppe im Oktober erstmals seit 1994 ein neues Studioalbum veröffentlicht.

Die Information wurde von Polly Samson - Ehefrau des Gitarristen und Sängers David Gilmour - via Twitter verbreitet. Demnach soll das Album "The Endless River" heißen und auf den Aufnahmen zu "The Division Bell" basieren, dem bislang letzten Studioalbum von Pink Floyd.

Das neue Album sei Rick Wrights "Schwanengesang", verriet Samson weiter. Der Keyboarder war 2008 einem Krebsleiden erlegen. An "The Division Bell" hatte er maßgeblichen Anteil. Durga Mc Broom, die die Band in den 80er und 90er Jahren als Backgroundsängerin begleitet hatte, bestätigte auf ihrer Facebook-Seite, dass es Aufnahmen für ein neues Pink-Floyd-Album gegeben habe. Sie selbst habe daran teilgenommen.

Demnach haben die verbliebenen Bandmitglieder David Gilmour (68) und Nick Mason (70) das unveröffentlichte Material aus den 90er Jahren neu aufbereitet und ergänzt. Für "The Division Bell" hatten sich Gilmour, Mason und Wright 1993 zu ausgiebigen Sessions getroffen.

Auf die LP schafften es damals elf Stücke. Bei den Aufnahmen soll aber Material übrig geblieben sein. Über dessen Veröffentlichung wurde immer wieder spekuliert. Doch die Hoffnungen darauf schienen sich zu zerschlagen, als vor einigen Wochen die Jubiläumsbox zum 20-Jährigen von "Division Bell" ohne jegliches Bonusmaterial veröffentlicht wurde.

Eine Erklärung dafür könnte nun sein, dass Gilmour und Co. ein eigenständiges Album daraus produzieren wollten.

Dass der frühere Frontmann Roger Waters wieder mit von der Partie sein wird, gilt als unwahrscheinlich. Er war an den Aufnahmen zu "Division Bell" nicht beteiligt, ebenso wenig wie am Vorgänger "A Momentary Lapse Of Reason".

Waters, unter anderem Schöpfer von "The Wall", hatte der Gruppe Mitte der 80er Jahre im Streit den Rücken gekehrt. In der anschließenden juristischen Auseinandersetzung um die Weiterverwendung des Namens Pink Floyd unterlag er; dass die Band ohne ihn weitermachte, empfand er als Verrat.

Später söhnte er sich mit den Kollegen aus, wodurch der einmalige Live-8-Auftritt 2005 in der klassischen Bandbesetzung mit Gilmour, Waters, Mason und Wright möglich wurde. Eine dauerhafte Wiedervereinigung wurde nicht daraus, dafür war der Burgfrieden von Live 8 wohl zu fragil.

Spätestens mit Wrights Tod drei Jahre später schien das Thema erledigt. So beschränkten sich die Herren über die Jahre eher auf die eigene Nachlassverwaltung: In schöner Regelmäßigkeit kamen neue Ausgaben von Klassikern wie "Dark Side of The Moon" und "Wish You Were Here" heraus.

Gilmour veröffentlichte 2006 ein Soloalbum ("On An Island"), ging anschließend auf Tournee und hielt sich ansonsten vornehm zurück. Waters war aktiver. Er tourte regelmäßig mit seiner eigenen Band und präsentierte dabei alte Floyd-Stücke, zuletzt inszenierte er weltweit "The Wall" spektakulär neu. Offenbar wollte Gilmour seinem alten Kontrahenten das Feld nicht ganz allein überlassen. Ob ihm mit einem neuen Pink-Floyd-Album noch einmal ein Coup gelingt, wird sich wohl im Oktober zeigen.

Pink Floyd: Alle Studio- und Live-Alben

  • Psychedelische Frühphase: The Piper At The Gates Of Dawn (1967), A Saucerful of Secrets (1968), Ummagumma (Live, 1969).
  • Filmmusik und erste Rock-Epen: More (1969), Atom Heart Mother (1970), Meddle (1971), Obscured By Clouds (1972).
  • Die Konzeptalben: Dark Side Of The Moon (1973), Wish You Were Here (1975), Animals (1977).
  • The-Wall-Phase: The Wall (1979), The Final Cut (1983).
  • Spätphase ohne Roger Waters: A Momentary Lapse Of Reason (1987), Delicate Sound Of Thunder (Live, 1988), The Division Bell (1994), P.U.L.S.E. (Live, 1995).
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