Tierpark in Honduras Zoo leidet nach Inhaftierung von Drogenbossen

Santa Cruz de Vojoa · Tiere aus aller Welt leben im Tierpark Joya Grande in Honduras. Doch die Besucherzahlen gehen zurück, der Zoo leidet unter akuter Geldnot. Auch weil Drogenbosse, die den Park gegründet haben, im Gefängnis sitzen.

 Ein bengalischer Tiger.

Ein bengalischer Tiger.

Foto: dpa

Eine stolze Giraffe, mächtige Löwen und imposante Tiger - der Tierpark Joya Grande ist ein Garten Eden in den grünen Bergen von Honduras. Doch inzwischen leidet der von reichen Drogenbossen geschaffene Zoo unter akuter Geldnot, weil seine Gönner im Gefängnis sitzen.

"Der Park war sehr profitabel, er war neu, wir hatten viele Investitionen", sagt die guatemaltekische Biologin und Zoodirektorin María Díaz. Doch seit der Verhaftung der Eigentümer fehle deren Kapital. Nun hofft Díaz auf staatliche Unterstützung, um den Park mit hunderten Tieren am Leben zu erhalten.

Angeblich ist der vom berüchtigten honduranischen Rauschgiftkartell Cachiros gegründete Zoo der Hacienda Napoles nachempfunden, dem riesigen Anwesen des verstorbenen kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar. Angelegt ist er auf einem Hügel 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa. Weiße Steine auf einem grasbewachsenen Hügel bilden den Schriftzug "Zoo Joya Grande" (Zoo Großes Juwel).

Großes Angebot im Tierpark

Im unteren Bereich liegen an einem steilen Hang die Gehege für Hirsche, Kamele und große Tapire, darunter ein Neugeborenes. In angrenzenden Becken suhlen sich Flusspferde. Die Giraffe reckt zur Begrüßung ihren langen Hals, in einem nahe gelegenen Gehege mampfen Zebras Heu.

In Käfigen sind afrikanische Löwen, bengalische Tiger, Jaguare und Pumas untergebracht, auch Bisone, Lamas, Gnus, Strauße, Pfaue und andere exotische Tiere leben in dem Tierpark. Besucher können Wasserfahrräder mieten, Pferde reiten oder in der Cafeteria, den Schwimmbädern und Restaurants des Parks verweilen. Zur Übernachtung stehen 15 Hütten bereit.

Behörden beschlagnahmten den Park

Doch im April 2014 beschlagnahmten die honduranischen Behörden den Park. Díaz, bis dahin für die Betreuung der Tiere verantwortlich, erlangte daraufhin für umgerechnet 8480 Euro monatlich eine staatliche Genehmigung für den Weiterbetrieb. Finanziell ging es dem Park gut - doch als Ende 2017 Demonstrationen gegen die Wiederwahl von Präsident Juan Orlando Hernández vier Monate lang die Hauptzufahrtsstraße blockierten, sank die Besucherzahl erheblich.

Gleichzeitig beschlagnahmten die Behörden 200 Tiere wegen schlechter Haltungsbedingungen, was den Park und seine Attraktivität weiter schwächte. Díaz betont, Mitarbeiter und Lieferanten müssten bezahlt werden - auch wenn keine Besucher kämen: "Die Tiere brauchen Futter." Für die Gehälter der 65 Angestellten, das Futter sowie Wasser- und Stromrechnungen fallen monatlich umgerechnet 36.670 Euro an.

Hoffen auf Schuldenerlass

Angesichts der gesunkenen Besucherzahlen sieht die Zoochefin keine Möglichkeit, auch noch die umgerechnet rund 72.500 Euro Schulden des Parks zu tilgen. Zudem verschlechtert sich die Wirtschaftslage in Honduras, so dass "die Leute ihr Geld lieber für das Wesentliche ausgeben und nicht für Unterhaltung wie einen Zoobesuch", klagt die Biologin. "Wir hoffen auf einen Schuldenerlass und eine Reduzierung der monatlichen Zahlung."

Die Behörden versprachen, die Anträge des Zoos zu prüfen. Sein Büro wolle "mit den Menschen dort zusammenarbeiten, um den Zoo nachhaltig zu gestalten", betont der zuständige Behördenchef José Luis Andino. Schließlich sei der Park nicht nur eine Touristenattraktion, sondern auch eine Bildungseinrichtung. Díaz kann sich nicht vorstellen, den Zoo jemals zu schließen: "Es gibt 500 Tiere, die Futter brauchen", sagt sie. "Ich liebe sie alle, und sie lieben mich."

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