Verdächtiger gefasst Vier Brände binnen fünf Tagen in Berliner Hochhaus

Berlin · Ein Brandstifter legt Feuer in einem Berliner Plattenbau - gleich mehrfach. Nun fasst die Polizei einen Verdächtigen. Die Bewohner hoffen jetzt auf ein Ende der Brände.

 Am Sonntagabend löscht die Feuerwehr einen Brand in der zehnten Etage des Hochhauses an der Landsberger Allee in Berlin.

Am Sonntagabend löscht die Feuerwehr einen Brand in der zehnten Etage des Hochhauses an der Landsberger Allee in Berlin.

Foto: dpa

Die Wände sind schwarz und verrußt. Verkohlte Holzstücke liegen auf dem Boden. Zum vierten Mal in einer Woche hat es in Berlin in dem Plattenbau mit 18 Etagen gebrannt. In allen Fällen ist Müll oder Gerümpel im Treppenhaus angezündet worden - immer zwischen 20.30 und 21.30 Uhr. Die Bewohner an der Landsberger Allee 175 im östlichen Bezirk Lichtenberg waren verängstigt - bis am Montagnachmittag die Nachricht kam: Die Polizei fasste einen verdächtigen Mann. Er soll der Täter sein - und in dem Haus wohnen.

Die Polizei ging schnell von Brandstiftung aus. „Wir ermitteln gegen Unbekannt“, hatte ein Sprecher noch am Vormittag gesagt, bevor die Festnahme bekannt gegeben wurde. Die Ermittler gaben zunächst keine Details bekannt. Auch nicht, wie sie auf den Verdächtigen kamen.

Am Montag begutachten die Bewohner den Schaden im Treppenhaus. Der 31-jährige Ömär Almas wohnt mit Frau und drei Kindern seit zwei Jahren in dem Haus. „Schon wieder“, habe er gestöhnt, als er am Sonntagabend spät von der Arbeit kam und das Blaulicht der Feuerwehr sah. Der Kurde war nur noch genervt: „Ich will das nicht mehr.“ Er fühlte sich hier nicht mehr sicher mit seiner Familie. Almas überlegte zunächst, woanders eine Wohnung zu bekommen.

Die 24-jährige Delnaz Semir aus der Nummer 177 sagte, die Zustände im ganzen Häuserblock seien chaotisch. „Hier macht jeder, was er will.“ Auch in ihrem Haus habe es schon öfter gebrannt. Silvester habe jemand einen Böller in den Fahrstuhl geworfen. „Ich habe Angst.“ Sie denke, dass Fremdenfeindlichkeit dahinterstecke. Im Hausflur habe sie schon gekritzelte Hakenkreuze gesehen. Hier wohnten viele Ausländer.

Die Hausbesitzer-Firma Deutsche Wohnen SE spricht ebenfalls von einer „erhöhten Verschmutzung“. Deshalb sei extra für die Nummer 175 ein Hausmeister eingesetzt worden, der tagsüber durch die Stockwerke laufe und Müll einsammele. Sprecher Marko Rosteck von der Wohnungsgesellschaft sagte, es gebe einen Sicherheitsdienst, der nachts unterwegs sei und nach dem Rechten sehe. Zudem habe man der Polizei Aufnahmen aus Überwachungskameras übergeben.

Ein Sprecher der Hauptstadt-Feuerwehr berichtete am Montag, wie schwierig der Einsatz in dem verqualmten und dunklen Treppenhaus am Sonntagabend war. „Wir mussten uns von der 10. bis zur 18. Etage durchtasten.“ Auch drei Kinder seien in Sicherheit gebracht worden. Wie bei den vorherigen Bränden wurde aber niemand ernsthaft verletzt. Mehr als 20 Bewohner seien aber vor Ort betreut worden, weil zunächst der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung bestand.

70 Feuerwehrleute, 6 Löschfahrzeuge, 2 Drehleitern und mehrere Rettungswagen und Notarztwagen eilten am Sonntag zu dem Brandort. Jedes Mal werde in großer Stärke ausgerückt, berichtete der Feuerwehr-Sprecher. „Die Adresse Landsberger Allee 175 ist bei uns als Hochhaus hinterlegt - da sind wir nach London besonders sensibilisiert.“ Bei der Katastrophe im Grenfell-Hochhaus waren im Juni des Vorjahres 71 Menschen gestorben.

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