Bis zu 30 Zentimeter Neuschnee Sturmtief "Egon" bringt Schnee und Orkanböen

Offenbach/Main · Eine neue Unwettergefahr ist im Anmarsch auf Deutschland: Den Mittelgebirgen droht wegen Sturmtief "Egon" ein Schnee-Chaos. Für Wintersportler und Spaziergänger wird es ungemütlich.

 Die Fischauktionshalle in Hamburg stand mal wieder unter Wasser.

Die Fischauktionshalle in Hamburg stand mal wieder unter Wasser.

Foto:  Bodo Marks

Das Tief "Egon" bringt Sturmböen und viel Schnee nach Deutschland. Ein Schneeband soll sich von der Nacht zum Freitag an über die westlichen und nördlichen Mittelgebirge Deutschlands ziehen.

Bis zu 30 Zentimeter Schnee innerhalb von sechs Stunden seien in Lagen von 400 bis 600 Metern möglich, erwartete Meteorologe Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Bis Freitagmittag soll "Egon" dann in Richtung Polen weitergezogen sein .

"In Höhenlagen können schwere Sturmböen schneesturmartig zunehmen. Ich denke, dass dann auch einige Straßen unpassierbar sein werden", sagte Leyser. In Hochlagen werde es ausgesprochen ungemütlich. In den Bergen erwartete der DWD orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde.

Bei nassem Schnee und starkem Wind könnten auch Stromleitungen und Bäume umknicken. "Das ist eine sehr gefährliche Kombination", sagte Leyser. Von Nordrhein-Westfalen bis ins nördliche Sachsen-Anhalt seien daher massive Verkehrsbehinderungen möglich.

In der Mitte, im Süden und an der Nordsee sind am Freitag Sturmböen möglich, die auf Bergen sogar Orkanstärke erreichen können. Vor allem im Hochland dürften nach dem heftigen Schneefall am Wochenende hochwinterliche Bedingungen herrschen. Doch Wintersportler und Spaziergänger können die weiße Pracht angesichts des starken Windes vermutlich nicht so recht genießen. "Das ist dann doch recht ungemütlich", meinte Leyser. Besser werde es erst in der kommenden Woche. Dann wird mit einer neuen Dauerfrostperiode gerechnet.

In der Nacht beschäftigten eine Sturmflut und Glätte-Unfälle die Polizei und Feuerwehr. In Hamburg stand der Fischmarkt auf St. Pauli binnen eines Tages zwei Mal unter Wasser. Am Donnerstagnachmittag hob eine Sturmflut den Pegel auf 1,80 Meter über dem mittleren Hochwasser, wie eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sagte.

In anderen Teilen Deutschlands machten Schnee und glatte Straßen den Autofahrern zu schaffen. Bei Unfällen in Bayern kamen drei Menschen ums Leben. Auch in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gab es witterungsbedingte Unfälle.

Ein Blick ins Ausland:

KALIFORNIEN - Ein heftiger Wintersturm mit starken Schneefällen tobt weiter in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada. Seit Anfang der Woche treten Flüsse über die Ufer, Schlamm- und Wassermassen überschwemmen Straßen, Bäume werden entwurzelt. Im Norden Kaliforniens wurden mehrere Ski-Ressorts geschlossen, wie die Zeitung "USA Today" online berichtete. Der örtliche Wetterdienst warnte für die Gegend rund um den Gebirgszug Sierra Nevada vor Lawinengefahr.

NORDEUROPA - Extremes Wetter hat den Menschen in Nordeuropa in der Nacht und am Donnerstag zu schaffen gemacht. In Finnland waren mehrere tausend Menschen ohne Strom. Bei schlechter Sicht auf den Straßen verunglückten Autos und Lieferwagen. Fähren konnten nicht anlegen, in der Ostsee wurden fast rekordhohe Wellen gemessen.

GROSSBRITANNIEN - Ein britischer Ort an der Nordsee soll am Freitag wegen Überschwemmungsgefahr evakuiert werden. Heftiger Schnee, starker Wind und hohe Wellen könnten die Menschen in Jaywick, etwa 100 Kilometer nordöstlich von London, gefährden. In dem Ort sind viele Häuser in einem schlechten Zustand.

FRANKREICH - Der Norden Frankreichs stellt sich auf einen schweren Wintersturm ein. Windböen können laut Météo-France Geschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern erreichen. Der Wetterdienst gab am Donnerstag für fünf Départements nördlich von Paris eine besondere Starkwind-Warnung heraus - dies bedeutet, dass die Bürger möglichst zuhause bleiben und sehr vorsichtig sein sollen. Sorgen machen auch fallende Temperaturen, die für Schnee und gefährliches Glatteis sorgen können.

LETTLAND - Bei einem Sturm über der Ostsee ist in der Nacht zum Donnerstag ein Fährschiff der estnischen Reederei Tallink beschädigt worden. Wie das Unternehmen mitteilte, knickte auf der Überfahrt von Stockholm nach Riga die Radarantenne des fast 200 Meter langen Schiff ab und zertrümmerte ein Bullauge. Ein Sicherheitsrisiko für Passagiere und Besatzung habe jedoch zu keinem Zeitpunkt bestanden, teilte Tallink auf Facebook mit. Das Schiff setzte deshalb seine Reise fort.

TSCHECHIEN - Bei Schnee- und Eisglätte ist es in Tschechien zu schweren Unfällen gekommen. Ein Linienbus kam am Donnerstag westlich von Prag von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Eine Frau starb, sieben Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, wie ein Rettungsdienstsprecher mitteilte. In Ostrava (Ostrau) raste ein Auto auf den Bürgersteig und traf einen 22-Jährigen, der mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde. In Mittelböhmen wurde ein Jäger tot auf seinem Hochsitz gefunden. Er hatte sich an Abgasen aus einem Heizofen vergiftet.

GRIECHENLAND - Nach fast einer Woche hat sich der Winter aus Griechenland zurückgezogen. Der starke Schneefall der vergangenen Tagen hat aber erhebliche Schäden verursacht. Vor allem im gebirgigen Mittelgriechenland und auf zahlreichen Inseln sind die Spuren sichtbar. Dächer seien eingestürzt, Wasserleitungen geplatzt, vielerorts gibt es noch Probleme mit der Stromversorgung. Meteorologen warnten vor Überschwemmungen.

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