Tierschutz in Thailand Razzia im Tiger-Tempel

Bangkok · Thailands Behörden transportieren Raubkatzen aus der Einrichtung ab, die als eine Art Streichelzoo zur Touristenattraktion wurde. Dabei stießen die "Invasoren" unter anderem auf 40 tote Tigerbabys.

 Hinter den Kulissen des Tempels: Ein Behördenmitarbeiter präsentiert eines von 40 gefundenen toten Tigerbabys.

Hinter den Kulissen des Tempels: Ein Behördenmitarbeiter präsentiert eines von 40 gefundenen toten Tigerbabys.

Foto: AFP

Auf der Webseite des buddhistischen Klosters Wat Pha Luang Ta Bua Yannasampanno prangt das offizielle Erlaubnisschreiben von Thailands Behörden zum Betreiben eines Zoos. Die Lockrufe einer Nachtigall verbreiten die rechte Stimmung bei der Präsentation der Einkehroase für Mensch und Tier, wie die Mönche ihren Tiger-Tempel beschreiben. Durch das gigantische Eingangstor in der Form eines weit aufgerissenen Tigerschlunds 40 Kilometer außerhalb der Stadt Kanchanaburi fahren seit Anfang der Woche freilich keine Besucher mehr. Stattdessen rumpeln Lastwagen mit betäubten ausgewachsenen bengalischen Tigern vorbei.

Jahrelanger Widerstand gebrochen

„Wir wollen, dass endlich alles vorüber ist“, sagt der frühere Polizeioberst Supitpong Pakdjarung, der seit Jahren als Geschäftsmanager des Tiger-Tempels agiert, „holt die Tiger alle ab, damit wir endlich Ruhe haben und einen Zoo eröffnen können.“ Erstmals seit 15 Jahren geben die Mönche sich geschlagen, nachdem sie jahrelang ihren Streichelzoo für Touristen aus aller Welt mit vielen Tricks und Finten verteidigt haben. Die 148 jungen und alten angeketteten Tiger sicherten ein lukratives Geschäft. Jährlich kamen rund 2,5 Millionen Euro zusammen. Bis zu 140 US-Dollar legten Touristen aus aller Welt hin, um die Raubkatzen streicheln oder gar baden zu dürfen.

Der jahrelange Widerstand gegen die Schließung fiel am Mittwoch förmlich in sich zusammen, nachdem staatliche Wildschützer in einem Kühlschrank die eingefrorenen Reste von 40 neugeborenen Tigern entdeckten und sie vor laufenden Kameras ausbreiteten. Die jungen Tiere hatten offenbar nach der Geburt nur ein bis zwei Tage überlebt. „Wir haben ihren Tod gemeldet und sie aufbewahrt, um Beweise vorlegen zu können“, behauptet Ex-Oberst Supitpong, „die Behörden wissen seit Langem Bescheid.“ Adirson Nuchdamrong von Thailands National Parks Department kontert: „Uns wurde der Tod alter Tiger mitgeteilt, von den Jungtieren war nie die Rede.“ Er leitete ein Strafverfahren wegen des Besitzes und der Misshandlung geschützter Tierarten an.

Tierschützer hatten den Mönchen auch immer wieder vorgeworfen, sich am illegalen Tierhandel zu bereichern. So hätten die Mönche ältere Tiere, die nicht mehr für den „Kuschelzoo“ taugten, verkauft, damit diese für die Herstellung traditioneller chinesischer Medizin getötet werden könnten. Der Tempel wies die Vorwürfe stets zurück.

Ein in einer Höhleversteckter Löwe

Adirson Nuchdamrong musste am Dienstag wie ein Feldherr an der Spitze einer rund 1000 Personen umfassenden kleinen Armee von Polizisten, Tierschützern und Helfern mit einem Durchsuchungsbefehl anrücken, nachdem das Kloster ihm am Vortag den Zutritt verweigert hatte. Die „Invasoren“ brachten Käfige, Betäubungsgewehre, Tragbahren und Infusionsflaschen für die Raubtiere mit.

Die Mönche ließen prompt vier Tiger von der Kette. Doch die Raubkatzen stürzten sich nicht auf die unerwünschten Besucher, unter denen sich auch Offiziere der regierenden Streitkräfte befanden. Sie machten sich lieber über einige Wildschweine auf dem Gelände her, bevor die Katzen betäubt und abtransportiert werden konnten.

Die Razzia, die bis zum Wochenende andauern soll, förderte nicht nur tote Tigerbabys, Eingeweide und Plastikflaschen mit schwer zu definierenden Inhalten zutage. Adirsons Männer entdeckten auch bedrohte Nashornvögel. In einer Ecke hatten die Mönche hinter dickem Draht in einer Höhle einen Löwen versteckt.

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