Partnervermittlung der etwas anderen Art Chinesische Partnerbörse macht Jagd auf Mätressen

Peking · In China wird aus dem Kampf gegen die Untreue von Ehemännern ein Geschäftsmodell. Xia Li macht Jagd auf die Nebenbuhler des Gatten. Beauftragt wird sie von den Ehefrauen.

 Agentin Xia Li.

Agentin Xia Li.

Foto: ga

Eigentlich hatte Xia Li bei der Partnervermittlung Baihe angeheuert, um einsame Herzen zusammenzubringen. Doch nun macht die 44-Jährige bei Chinas größter Online-Partnerbörse genau das Gegenteil: Sie treibt Liebende auseinander. Und es handelt sich sogar um einen Premiumdienst der Partnervermittlung. Bis zu umgerechnet 50.000 Euro sind die zumeist weiblichen Auftraggeber bereit zu zahlen, wenn sie den Dienst von Xia Li in Anspruch nehmen.

Xia Li macht im Auftrag von geprellten Ehefrauen Jagd auf Nebenbuhlerinnen des Gatten. Wobei Xia Li die Bezeichnung „Jagd“ nicht mag. Vielmehr würde sie Mätressen aufsuchen und sie davon überzeugen, sich von dem verheirateten Mann zu trennen. „Wir bringen den Leuten emotionale Verantwortung bei“, sagt Xia Li. „Wir verhindern Scheidungen.“

Xia Li berichtet von einer Klientin, deren Ehemann sie über mehrere Jahre betrogen hatte. Ansprechen wollte sie ihn darauf nicht. „Sie schämte sich“, so Xia Li. Die Frau sah es als ihr eigenes Versagen an, dass ihr Gatte fremdgeht.

Außereheliche Affären sind in China vor allem unter reichen und mächtigen Männern weit verbreitet. Einige wohlhabende Ehemänner leisten sich sogar sogenannte „Xiaosan“, Zweitfrauen, denen sie oft den ganzen Lebensunterhalt finanzieren.

In kaum einem anderen Land ist die Scheidungsquote so sehr in die Höhe geschnellt wie zuletzt in China. Sie hat in den vergangenen zehn Jahren um fast 70 Prozent zugelegt. 10.000 Ehen gehen im Reich der Mitte täglich zu Bruch.

Die Firma Baihe, für die Xia Li arbeitet, ist keineswegs das erste Unternehmen, das im Aufspüren von Mätressenn ein lukratives Geschäftsmodell entdeckt hat. Die Agentur Weiqing hat sich bereits seit 2001 darauf spezialisiert, Mätressen davon zu überzeugen, ihre Affären zu beenden. 300 Agentinnen sind für Weiqin im ganzen Land im Einsatz. Die meisten von ihnen sind Psychologinnen, Juristinnen oder selbst ehemalige Betroffene. Weiqing-Gründer Shu Xin zufolge rettet seine Agentur jedes Jahr auf diese Weise 5.000 Ehen.

Agentin Xia Li berichtet, bis zu zwei Monate könne ein Fall schon dauern. Sie müsse sich über den Lebensstil der Mätresse kundig machen, das soziale Umfeld erschließen – um dann Freundschaft zu knüpfen. Ob sie mit dem Ausspionieren der Mätressen nicht zu sehr die Privatsphäre anderer Menschen verletze? Xia Li hält das für legitim. Schließlich basierten auch die Affären der Mätressen auf Lüge und Betrug.

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