Interview Sumi Hwang spricht über ihren Auftritt bei den Olympischen Spielen

Bonn · Die Sopranistin Sumi Hwang, die seit 2014 im Bonner Opernensemble singt, über ihren großen Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele, wo sie die offizielle Hymne sang.

 Sängerin im Bonner Opernensemble: Sumi Hwang.

Sängerin im Bonner Opernensemble: Sumi Hwang.

Foto: Promotion

Wie war es für Sie, im Stadion vor den Augen einer Milliarden-Weltöffentlichkeit zur Eröffnung der Winterspiele in Ihrem Heimatland die Olympische Hymne zu singen?

Sumi Hwang: Es ist ein unvergesslicher Moment für mich gewesen und eine wirklich tolle Erfahrung. Und es war natürlich eine ganz große Ehre, als Koreanerin in meinem Heimatland diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.

War es nicht eine sehr emotionale Geschichte für Sie?

Hwang: Natürlich. Aber nicht nur wegen der vielen Zuschauer, sondern auch weil die Spiele für unser Land so viel bedeuten. Ich freue mich sehr darüber, dass Nordkorea und Südkorea mit einer gemeinsamen Fraueneishockey-Mannschaft teilnehmen. Was meinen Auftritt angeht, war mir klar, dass ich keinen Fehler machen durfte. Dass es vor allem wichtig war, klar und deutlich zu singen. Und mit Freude. Ganz kurz vor dem Auftritt war ich schon etwas zittrig, aber mit dem Beginn der Musik war das weg und ich hab' es total genossen, dort zu stehen und zu singen.

Sie haben die griechischsprachige Originalversion der Olympia-Hymne gesungen. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Hwang: Das ist gar nicht so einfach für mich. Ich singe in der Oper natürlich italienisch, französisch, deutsch, sogar spanisch oder englisch, aber auf Griechisch hatte ich zuvor noch nie gesungen. Aber ich habe in unserem Opernhaus mit dem Bariton Giorgios Kanaris einen guten Kollegen aus Griechenland, der mir sehr geholfen hat. Er schrieb mir nach dem Auftritt, dass er sich die Hymne dreimal angehört habe und meinte: Dein Griechisch ist perfekt. (lacht)

Wie waren die Reaktionen in Ihrer Heimat?

Hwang: Es war toll! Sofort nach dem Auftritt wurde mein Name im Internet ständig gegoogelt und ich habe sehr, sehr viele neue Freundschaftsanfragen auf Facebook erhalten. Viele Menschen haben auch Emails geschickt.

Und in Ihrer Familie?

Hwang: Die sind alle total stolz auf mich. Meine Eltern waren extra aus Andong angereist und zu mir ins Hotel gekommen. Leider hatte ich keine Zeit, nach dem Auftritt noch meinen Heimatort zu besuchen.

Das Kostüm, das sie bei Ihrem Auftritt trugen, war eine Wucht.

Hwang: Ja, man nennt es Hanbok. Ein traditionelles Kostüm, das mit seinen Applikationen aus echtem Gold für eine Königin gemacht ist. Die Modedesignerin Younghee Lee hat es nur für die Eröffnung der Olympischen Winterspiele entworfen. Nach meinem Auftritt hat das IOC es bekommen. Ich war also die Einzige, die es tragen durfte.

War es nicht unglaublich kalt bei der Eröffnungsfeier?

Hwang: Schon. Aber noch viel kälter war es bei der zweiten Probe. Minus 23 Grad und sehr windig. Es fühlte sich an wie minus 30 Grad. Und ich musste das Kostüm tragen. Damit mir nicht zu kalt wurde, habe ich mir Wärmepflaster auf die Haut geklebt und Mütze und Schal getragen. Was in Kombination mit dem Hanbok sehr kurios ausgesehen haben muss.

Wann haben Sie erfahren, dass Sie bei der Eröffnung der Winterspiele Pyeongchang singen würden?

Hwang: Im Dezember hatte mich meine südkoreanische Agentin zum ersten Mal darauf angesprochen, dass ich wahrscheinlich bei der Eröffnung singen würde. Ich war gerade in den Proben zu „Figaros Hochzeit“ in Bonn. Aber zu der Zeit waren noch andere nominierte Sopranistinnen im Gespräch. Aber ein paar Tage später kam die offizielle Einladung vom IOC.

Dann haben Sie von Ihrem Arbeitgeber in Bonn auch gleich freibekommen?

Sumi Hwang: (lacht) Das war nicht so einfach, aber Herr Helmich und alle Kollegen hatten natürlich nichts dagegen und haben sich sehr darüber gefreut.

Welche Wintersportarten betreiben Sie selbst?

Hwang: Ski- und Eislaufen kann ich. Ich bin eigentlich schon sehr sportlich. Das liegt in der Familie. Mein Vater hat in der Rugby-Nationalmannschaft gespielt. Daher kommt es, dass meine Schwester und ich Sport sehr mögen.

Rennen Ihnen jetzt nach dem Auftritt die internationalen Agenturen und Opernhäuser die Tür ein?

Hwang: (lacht) Darauf warte ich noch.

Welche ist denn in Bonn derzeit Ihre Lieblingsrolle?

Hwang: Im Moment immer noch Mimi (aus Puccinis „La Bohème“), die ich letzte Saison gesungen habe. Und natürlich die Susanna aus „Figaros Hochzeit“ von Mozart. Vor der Premiere habe ich die Rolle schon als Herausforderung empfunden. Jetzt finde ich sie großartig.

Auf welche Rolle freuen Sie sich in naher Zukunft am meisten?

Hwang: Die Violetta aus Verdis „La Traviata“ würde ich sehr gerne mal ausprobieren. Und in 15 Jahren die „Madama Butterfly“.

Sumi Hwang steht am 23. Februar als Susanna in Mozarts „Hochzeit des Figaro“ und 24. Februar als Micaëla in Bizets „Carmen“ wieder auf der Bühne der Bonner Oper. Karten gibt es u.a. in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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