Wiener Philharmoniker in Köln Romantische Sphären

Köln · Die im Titel "Dem Andenken eines Engels" angedeutete Entstehungsgeschichte von Alban Bergs Violinkonzert hat zweifellos mit dazu beigetragen, dass dieses Werk zu einem echten Klassiker der Zwölftonmusik wurde.

 Dirigent Franz Welser-Möst und Geiger Frank Peter Zimmermann bei der Probe.

Dirigent Franz Welser-Möst und Geiger Frank Peter Zimmermann bei der Probe.

Foto: THOMAS BRILL

Nur wenige Werke aus dem Kreis Schönbergs und seiner Schüler haben sich so nachdrücklich im Repertoire festgesetzt wie diese Musik, mit der jetzt die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Franz Welser-Möst ihr Gastspiel in der Kölner Philharmonie eröffneten. Solist war der aus Duisburg stammende Geiger Frank Peter Zimmermann, ein Meister seines Faches, dem nie etwas zu misslingen scheint.

Das von Berg als Porträt und Trauermusik für die mit 18 Jahren an den Folgen einer Kinderlähmung verstorbenen Tochter Alma Mahlers und des Architekten Walter Gropius spielte der Geiger mit großer emotionaler Intensität. Berg verfügte über das Talent, der zwölftönigen Kompositionstechnik so etwas wie Seele einzuhauchen.

Das gelingt ihm unter anderem mit Rückgriffen auf die Tonalität, mit einer farbigen, an den späten Mahler anknüpfenden Tonalität und mit einer Collagetechnik, die ein Volkslied ebenso geschickt in den musikalischen Kontext einbindet wie Bachs Choral "Es ist genug". Diese ebenso anrührenden wie hochkomplexen musikalischen Vorgänge fanden in Zimmermann einen großartigen Interpreten.

Der vorsichtig tastende Beginn ging ebenso unter die Haut wie die heiteren tänzerischen Reminiszenzen an das kurze Leben und die im Bach-Choral kulminierende Verklärung im zweiten Satz.

Nicht weniger beeindruckend war die Farbigkeit des Orchestersatzes in der Darstellung durch die Wiener Philharmoniker. Man vermeint die enge Bindung zu spüren, die zwischen ihnen und Welser-Möst besteht. Als Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper ist er zwar nicht Chef der Wiener Philharmoniker, aber immerhin ihrer Mitglieder, die ja ausnahmslos beim Orchester der Staatsoper auf der Gehaltsliste stehen.

Die Nähe zwischen Dirigent und Orchester wurde auch im zweiten Stück des Abends deutlich: Bruckners vierter Sinfonie, die "Romantische", deren dritte Fassung zu hören war. Auch hier verzauberte gleich der Beginn mit dem leisen Hornruf, den der Hornist des Orchesters wunderschön intonierte.

Dazu lieferten die Streicher eine Klangfläche, deren leises Pulsieren ebenfalls in Bann zog. Dass sie Stimmungen erzeugen können, erlebte man auch in dem langsamen Satz, wo die Pizzicato-Passagen eine starke atmosphärische Dichte erzeugten.

Aber natürlich hatten hier auch die Bläser viel zu tun. Das wunderbare Holz der Philharmoniker kam hier ebenso zum Einsatz wie das Blech. Gerade in dem Jagd-Scherzo setzte es sich wirkungsvoll in Szene. Und das mit der Spannung eines Thrillers einsetzende Finale erzielte seine großartige Wirkung durch die grandiosen Steigerungen, die Welser-Möst und das Orchester herrlich zelebrierten. So laut das Orchester hier auch spielte - mit Lärm hatte das nie etwas zu tun. Großer Beifall

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