Konzert in Köln "Das Dschungelbuch" begleitet von Live-Musik

Köln · Der Disney-Filmklassiker "Das Dschungelbuch" kommt als Filmkonzert nach Köln. Ein sehr vergnüglicher Film, der mit Live-Musik noch weit vergnüglicher wird, meint unsere Autorin Susanne Schramm.

 King Louie wagt ein Tänzchen mit Balu: "Dschungebuch"-Szene mit Live-Musik.

King Louie wagt ein Tänzchen mit Balu: "Dschungebuch"-Szene mit Live-Musik.

Foto: MUNICHPRESS/GUENTHER REISP

Oh dubidu, Ich wäre gern wie du-hu-u", singt Lars Redlich und legt dabei ein affenstarkes Tempo vor. Muss er auch. Denn wenn er in "Disney in Concert: Das Dschungelbuch" den eitlen Affenkönig Louie verkörpert, dann entspricht das Timing 1:1 dem gezeichneten Kino-Vorbild. Redlich ist einer von drei Solisten des Filmkonzerts, das am 20. April exklusiv für NRW in der Kölner Philharmonie gastiert.

Dem Disney-Klassiker, der über der Bühne auf einer Großbildleinwand zu sehen ist, verleihen das Deutsche Filmorchester Babelsberg, das Vocalconsort Berlin sowie die agilen Hauptdarsteller neue Dimensionen. Immer wieder wechselt der Zuschauer die Perspektive. Schaut mal auf den Film, blickt mal in die Runde des Orchesters. Lässt sich dann wieder von den acht Volcalconsort-Sängern locken, die in bester Elefantenmanier zur Frühpatrouille des Leitbullen Colonel Hathi marschieren und tröten und als zechfreudige Geier a cappella zum tonalen Höhenflug ansetzen. Oder amüsiert sich über das Dreiergespann Lars Redlich, Enrico De Pieri (Balu, der Bär) und Esmael Agostinho (Mogli). Wobei letzterer aus Hamburg stammt und erst 14 ist - aber mit seinem gekonnten Hüftschwung den erfahrenen Kollegen gewaltig Konkurrenz macht.

Man kann auch einfach die Augen schließen und die Musik genießen. Weil man die Geschichte des Findeljungen Mogli, der im Dschungel von Wölfen großgezogen wurde, von klein auf kennt. Generationen von Kindern haben beim ersten Kinobesuch erlebt, wie Balu und der Panther Baghira den vorwitzigen kleinen Jungen adoptieren. Wie gern, zum Fressen gern, ihn Kaa, die Schlange, hat. Wie er vom Affenregenten entführt und von Shir Khan, dem Tiger, bedroht wird. Um dann, am Ende, doch ins Menschendorf zurückzukehren. Bei jedem Song weiß man ganz genau, zu welcher Szene er gehört.

"Die größte Herausforderung ist die Synchronität"

Auch Lars Redlich (35) und Enrico De Pieri (39) haben "Das Dschungelbuch" zu Kinderzeiten gesehen. "Damals fand ich das fast ein bisschen gruselig", erinnert sich Redlich. Was De Pieri nicht verstehen kann: "Ich wollte den Film immer wieder sehen." Balu mochte er damals besonders gerne: "Er hat so einen liebenswerten Charakter, er ist gleichzeitig so verrückt und so väterlich." Kein Zufall, dass er ausgerechnet diesen Part übernommen hat? "Ich kann mich sehr mit ihm identifizieren. Auch was das Genießerische angeht, den Sinn für die schönen Dinge des Lebens und dafür, auch mal einfach nichts zu tun."

Redlich hingegen kann als King Louie auf frühere Erfahrungen zurückgreifen: "Als ich in der Schauspielausbildung war, standen auch Tier-Improvisationen auf dem Stundenplan. Dadurch wird man lockerer und die Hemmungen fallen weg. Ich habe damals schon den Affen gespielt." Als Figur findet er King Louie auch "ein bisschen böse". Auch seine Fellfarbe: "Dieses Orange, das könnte schon Donald Trump sein."

"Die größte Herausforderung ist die Synchronität", sagt De Pieri, "du musst immer genau passend zum Film singen, und ganz genau die Pausen kennen, wenn die deutsche Synchronisation abbricht und der nächste Song kommt." Ebenfalls beachtlich ist die Wandlungsfähigkeit der Stimmen. De Pieri bringt Balus berühmte Lebensmaxime "Probier's mal mit Gemütlichkeit" mit bärig-behaglichem Bariton rüber, in seiner Zweitrolle als Kaa lässt er das hypnotische Schlangen-Schlaflied "Hör auf mich" in verführerisch-perfidem Glanz hell aufsirren.

Gespielt wird die Originalmusik

Mit wilder Lust scattet sich Redlich durch des Affenkönigs Glanznummer, Baghiras Kehle hingegen entlockt er später samtig-elegante Raubtiertöne.

Gespielt wird die Originalmusik. Und die, fast ein halbes Jahrhundert nach der Kinopremiere, wieder aufzutreiben, erwies sich als äußerst schwierig. "Damals ist die Musik für den Film aufgenommen worden", sagt Christian Schumann (34), der das Filmorchester Babelsberg dirigiert, "Niederschriften davon gab es nur in Bruchstücken." Deshalb musste die gesamte Partitur in Los Angeles neu gesetzt werden: "Dass man das jetzt live spielt, ist ein Ereignis. Nicht zuletzt wegen der vielen unterschiedlichen Stilistiken."

Abgesehen davon ist es auch ein sehr vergnüglicher Film. Der mit Live-Musik noch weit vergnüglicher wird.

Disney in Concert: Das Dschungelbuch, Donnerstag, 20. April, 15 und 20 Uhr, Philharmonie Köln. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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