Warum spucken Fußballer immer vor der Kamera?

Ex-Fernsehjunkie Michael Mittermeier gibt im Bonner Brückenforum Auskunft über das wahre Leben

  Stadtguerilla  Michael Mittermeier hat die Fernbedienung mit der rauen Wirklichkeit getauscht.

Stadtguerilla Michael Mittermeier hat die Fernbedienung mit der rauen Wirklichkeit getauscht.

Foto: Wilfing

Bonn. Was bilden sich die Bayern nicht alles auf ihre Schulen ein. Und dann kommt so ein Voralpenbub wie Michael Mittermeier und sagt, dass er nach acht Jahren Gymnasium noch nicht einmal eine Pizza auf Latein bestellen kann. Ja, wo sind wir denn?

Wir sind im Beueler Brückenforum, einem der großen Säle, die der Solo-Comedian mit seinem neuen Programm "Back to Life" quer durch die Republik mühelos füllt. Dass hier nicht irgendein Standup-Komiker seine Witze reißt, verrät schon die imposante Scheinwerfer-Batterie, die den schmächtig-jungenhaften 34-Jährigen ein wenig größer leuchtet. Den TV-Junkie hat er vor der Glotze sitzen lassen, jetzt ist das wahre Leben an der Reihe. Also spuckende Fußballer, humorfreie Fahrstühle, Killerpollen, Duplexgaragen und bedrohliche Fleischwarenfachverkäuferinnen. Mittermeier wird persönlich, und weil er manchmal sogar die autobiografische Wahrheit sagt, glaubt man ihm auch den ganzen Rest. Dass die Tauben die Weltherrschaft übernehmen wollen, dass Vegetarier nur deshalb kein Fleisch essen, weil Pflanzen leichter zu fangen sind, und dass Al Gore, wäre er Präsident geworden, den elektrischen Stuhl mit Solarbetrieb eingeführt hätte.

Die Texte sind gut, aber zum Ereignis werden sie erst durch die irrwitzige Ganzkörperpräsenz Mittermeiers. Mit der Gelenkigkeit eines Gummimenschen, der Ausdauer eines Hochleistungssportlers und dem Timing des echten Pantomimen hüpft, latscht, scharwenzelt und derwischt er über die Bühne; Miene und Haltung produzieren die besten Pointen. Dazu kommt eine Stimme, die zwischen Zombiebass und empörtem Überkieksen blitzschnell die Register wechselt und das Nachahmen von Geräuschen seit Schulhoftagen nicht verlernt hat. Aus dem Hinterhalt seiner jungenhaften Ausstrahlung kann Michael Mittermeier gefahrlos zuschlagen. Am subversivsten ist er dann, wenn er mit kindlicher Unschuld ausspricht, was andere nur denken, politisch nicht korrekt über peruanische Panflötenquäler in der Fußgängerzone herzieht und über Leute, igitt, die zu "Smoke on the Water" Disco-Fox tanzen. "Wie gern würde ich mal zu einem Freund sagen, du, ich mag dich, aber dein Kind ist ein Arschloch." Mittermeier mittermeiert schamlos, und deshalb ist auch die Beethovenhalle (13. und 14. Februar) schon ausverkauft.

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