Landesmuseum "Szene Rheinland" mit neuen Arbeiten von Claudia Desgranges

BONN · Es ist so, als würde ich an einem Riesenbild malen, mich aber jeweils nur mit einem winzigen Ausschnitt beschäftigen." Wandert man durch die neue Ausstellung von Claudia Desgranges, die das Landesmuseum in seiner Reihe "Szene Rheinland" zeigt, lässt sich diese Aussage der Künstlerin mühelos nachvollziehen.

Claudia Desgranges zeigt ein "update" ihrer Farbmalerei im Landesmuseum.

Claudia Desgranges zeigt ein "update" ihrer Farbmalerei im Landesmuseum.

Foto: Schoenebeck

Claudia Desgranges malt in Werkreihen, ihr Thema ist die Farbe und die Möglichkeiten der Malerei. Intuition und systematische Forschungen sind dabei die beiden Pole einer Arbeitsweise, die ein ebenso komplexes wie stimmiges Gesamtwerk mit starker sinnlicher Präsenz haben entstehen lassen. Ihre langjährige und konsequente Beschäftigung mit der Farbe, mit Fläche, Struktur, Textur und dem Bildträger zahlt sich nun aus.

Aus dem Farb- und Formenvokabular, das Claudia Desgranges entwickelt hat, kann sie mit einer spielerisch wirkenden Leichtigkeit schöpfen. Vor fast 15 Jahren hat die heute 60-jährige Künstlerin dünne Aluminiumplatten als Bildträger für ihre Arbeiten entdeckt. Darauf entstehen schlierenartig ineinander verzogene Streifen, großflächige Farbfelder, kontrollierte Farbspritzer und an Muster erinnernde Übermalungen.

Beherrscht und spontan, so wirkt es, trägt Claudia Desgranges die dünnflüssigen Farben mit unterschiedlich breiten Pinseln auf die Platte, deren kühler Untergrund den Rhythmus des Malvorganges aufnimmt und spiegelt. Im Werkkomplex "zeitstreifen" hat sie prismatische Farbfächer auf schmalen Hoch- oder Querformaten mit bewegtem Gestus ineinander vermalt, so dass sie an Gegenständliches erinnern, das seine Erkennbarkeit durch die schnelle Bewegung verloren hat.

In den "composite paintings", von denen einige Arbeiten eigens für die Ausstellung "update" im Landesmuseum entstanden sind, führt sie verschiedene Formate zu einem mehrteiligen Bild zusammen. Dort treffen starke Gegensätze wie Ruhe und Bewegung, glänzende und matte Oberflächen, kräftige und zurückhaltende Farben aufeinander und ergeben ein austariertes Gesamtbild.

Einen interessanten Einblick in ihre malerische Arbeitsroutine gibt Claudia Desgranges mit ihren Farbtagebüchern, auf dessen Seiten sie die Restfarbe der Pinsel ausstreicht. Diese Arbeitsbücher, die im Laufe von über 20 Jahren entstanden sind, lassen sich als Rückblick, als Vorbereitung und als eigenständige Werke verstehen.

Sehenswert ist auch die Videoinstallation, in der fotografische Aufnahmen aus den Farbtagebüchern filmischen Eindrücken, die Claudia Desgranges von ihrer Umgebung aufgezeichnet hat, gegenübergestellt werden. Aus der zufälligen Kombination von gemaltem Bild und gefilmter Szene "erkennt" der Betrachter Zusammenhänge und reichert sie unwillkürlich mit Bedeutung an. Eine Parallelwelt, die unsere heutige Bilderflut reflektiert und nachdenklich stimmt.

LVR-Landesmuseum, Colmantstraße 14-16, bis 1. Juni. Di-Fr und So 11-18, Sa 13-18 Uhr, Katalog 14,90 Euro.

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