Scharf wie Peperoni

Urban Priol serviert seine Pointen am liebsten "täglich frisch" in der Bonner Springmaus

  Mit wirrem Künstlerschopf und scharfen Pointen  wurde Urban Priol zu einem der beliebtesten Polit-Kabarettisten in Deutschland.

Mit wirrem Künstlerschopf und scharfen Pointen wurde Urban Priol zu einem der beliebtesten Polit-Kabarettisten in Deutschland.

Foto: Thomas Göttemann

Bonn. Was genau ist von einem Mann zu erwarten, der lauter Peperoni auf seinem Hemd spazierenführt? So einiges, wenn dieser Mann Urban Priol heißt und zu den mit Recht bekanntesten und beliebtesten Polit-Kabarettisten zählt, die derzeit auf deutschen Bühnen unterwegs sind.

Dazu ist er auch noch ausgesprochen großzügig veranlagt und bietet seinem Publikum gleich drei Stunden Programm: Pointe an Pointe, die es an Schärfe problemlos mit oben genanntem Gewürz aufnehmen können. So wie jetzt im Bonner Haus der Springmaus, wo Priol zurzeit das politische Leben zwischen der Auflösung des 15. Deutschen Bundestages und den wahrscheinlichen Neuwahlen am 18. September genauer unter die Lupe nimmt.

Und damit auch den Protagonisten von Schröder bis Merkel - wahlweise auch "der eiserne Hosenanzug" genannt - den satirischen Spiegel vorhält. Stoiber erinnert mit Einleitungen wie "Ja gut äh . . ." mitunter gern an seinen Landsmann, Fußball-Kaiser Franz I. Beckenbauer. Während Rhetorik-Taifun Franz Müntefering vom Sauerland aus über Deutschland hinwegzieht. Und mit Oskar Lafontaine schon der zweite Saarländer versucht, im Osten der Republik Fuß zu fassen.

Das Rentenproblem wird sich aber auch bis Mitte September kaum lösen lassen, fürchtet Priol. "Keiner hierzulande will, dass die Rentner aufs Abstellgleis geschoben werden . . . Es müsste schon eins sein, wo ab und zu noch ein Zug kommt."

Nicht, dass es im Ausland irgendwie besser läuft, wo sich "Feivel der Mauswanderer" alias George W. Bush ans Mikrofon stellt und verkündet, wie die USA die Welt sicherer machen. Da tut es dann auch nichts weiter zur Sache, wenn die Nordkoreaner zum fünften oder sechstem Mal und schon mit leicht beleidigtem Unterton darauf hinweisen, dass sie erstens einen durchgeknallten Diktator und zweitens die Atombombe haben. "Ja, das mag schon sein - aber ihr habt halt kein Öl."

So unwiderstehlich einfach kann Politik sein. Zumindest für "das Frettchen-Gesicht aus Washington D.C." Aber auch der Kabarettist aus Aschaffenburg redet gern Klartext. Und zwar genau so, wie es seine Zuschauer mögen. Sämtliche Vorstellungen in der Springmaus sind bereits ausverkauft.

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