Quelle-Revue in der Werkstatt lässt keine Wünsche offen

Stück von Jens Kerbel und Michael Barfuß - Der Kamm, der Ihre Haare färbt

  Kaufen Sie den Wunderquell:  (von links) Susanne Bredehöft, Günter Alt und Anke Zillich.

Kaufen Sie den Wunderquell: (von links) Susanne Bredehöft, Günter Alt und Anke Zillich.

Foto: Thilo Beu

Bonn. Das Neueste von Quelle: Die EU wird dem Versandhaus Otto wohl die Nutzung der Marke Quelle untersagen. Damit könnte sie endgültig verschwinden. Otto hatte sich im November 2009 die Markenrechte aus dem Fürther Nachlass gesichert.

Jetzt geht es um eine mögliche marktbeherrschende Stellung des Otto-Konzerns. "Tausend Wünsche - Eine Quelle oder: Der Pfennig ist die Seele der Milliarde" von Jens Kerbel und Michael Barfuß endet in der Werkstatt mit einem elegischen Abgesang auf das Unternehmen Quelle. Kerbel (Regie) und Barfuß (musikalische Leitung) haben eine Revue geschaffen, die keine Wünsche offenlässt.

Eintrittskarten Karten in den GA-ZweigstellenSie haben alles: Witz und Gefühl, Schlager und Gesang, vergangenheitswiederbelebende Projektionen und drastische szenische Effekte. Aber auch Feingefühl, Sinn für ökonomische Realitäten und menschliche Schicksale. Vor allem haben sie Susanne Bredehöft, Anke Zillich, Günter Alt und Marcus Schinkel als den Mann an den Instrumenten.Ansgar Baradoy (Bühne) vermittelt allein mit einer Kartonwand das Thema Versand-Unternehmen. Ein altes Phonoteil steht auch im Raum, natürlich Marke Universum. Zu Beginn erklingt ein knarziger Wochenschau-Ton: "Sei helle und bestelle gleich den Katalog von Quelle." Dass der ein bedeutendes Werk der (unfreiwilligen) Komik war, beweisen die drei Darsteller im geschmackspolizeilich verdächtigen Siebziger-Jahre-Look (Kostüme: Mathilde Grebot).

Termine Die nächsten Aufführungen am 05. Februar und 31. März.Ihre Reminiszenz an Dinge wie Elasti (für Mieder), Lauras Orient-Look und, ganz toll, den "Kamm, der Ihre Haare färbt" ist herrlich schräg. Das kleine Quelle-Musical reist danach durch die Jahrzehnte, in Bild und Ton. Das Unternehmen Quelle und seine oft skurrilen Slogans werden zum Gegenstand belustigt-nostalgischer Betrachtung. Man lernt, dass Quelle auch für die Intimsphäre der Nation Angebote im Sortiment hatte.Kultur, Wirtschafts- und Sozialgeschichte spiegeln auch die vielen von den Schauspielern gesungenen Songs des Abends. "Rum And Coca-Cola" von den Andrews Sisters gibt es in einer schönen Fassung zu hören. Dazu France Gall und Paolo Conte sowie, krönender und dröhnender Abschluss, "Quelle-Katalog" von der hannoverschen Band Abfluss. Da wird es punkig auf der Bühne, politisch unkorrekt und superlaut.

Quelle wollte Wünsche erfüllen und Sehnsüchte bedienen. Immer wieder macht sich die Inszenierung dieses Thema zu eigen, entdeckt persönliche Schicksale hinter der bunten Revue. Susanne Bredehöft kann so etwas singend ausdrücken, Herbert Grönemeyers "Ich hab' Dich bloß geliebt" verwandelt sie in eine berührende Seufzer-Ballade. Pop kann manchmal sehr profund sein.

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