Premiere im Contra-Kreis Krimiklassiker im Bonner Contra-Kreis

Bonn · Lajos Wenzel inszeniert „Die Mausefalle“ im Contra-Kreis als brillante Charakterkomödie. Das Publikum ist hingerissen.

Es ist der Krimiklassiker schlechthin: „Die Mausefalle“ von Agatha Christie. Seit 1952 ununterbrochen in London gespielt und Weltrekordhalter bei der Zahl der Aufführungen. Es ist sehr britisch, fein gewürzt mit schwarzem Humor und vor allem ein Schauspielerstück. Für seine Inszenierung am Contra-Kreis-Theater hat Regisseur Lajos Wenzel, ab der kommenden Spielzeit Intendant der Landesbühne Rheinland-Pfalz, den Text ein wenig entschlackt und präsentiert die „Mausefalle“ als brillante Charakterkomödie mit einem hervorragenden Darstellerensemble, darunter einige Contra-Kreis-Debütanten.

Ein naiv grausames kleines Kinderlied, ein Schrei – dann geht das Licht an in „Monkswell Manor“. Mollie Ralston hat das Anwesen in der Nähe von London geerbt und dort mit ihrem Mann Giles eine Pension eröffnet. Bühnenbildner Tom Grasshof hat den Empfangssalon liebevoll mit Holzvertäfelung und Ledersofa ausgestattet. Über dem Kamin prangt eine Kopie von Holbeins Porträt Heinrichs VIII. – auch als reizende Hommage an eine Paraderolle des langjährigen Neuwieder Intendanten Walter Ullrich. Die Contra-Kreis-Aufführung ist eine Koproduktion mit dem dortigen Schlosstheater.

Aus dessen Fundus stammen überwiegend auch die tollen old-fashioned Outfits, raffiniert auf die Figuren des Dramas zugeschnitten von Kostümbildnerin Anja Saafan.

Alle haben Einzelzimmer

Nach und nach treffen die Gäste ein, die merkwürdigerweise (ganz ohne Internet) alle Einzelzimmer in dem bezaubernden Landgasthof gebucht haben. Außerdem schneit es, so dass bald keiner mehr raus kann: die perfekte Krimikonstellation und von der „Grand Lady of Crime“ in Luxuszügen und auf Schiffen bestens erprobt. Immerhin funktioniert noch das Radio und meldet einen Mord in London.

Eine Frau wurde auf offener Straße erwürgt, die Beschreibung des Täters passt auf fast alle Personen, die sich bei den Ralstons einquartiert haben. Manche unter falschem Namen, aber irgendwann alle verdächtig. Denn im Notizbuch des Mörders standen neben dem Kinderlied „Drei blinde Mäuse“ auch die Adresse der Pension und der Hinweis auf weitere Tötungspläne. Die Aufführung schickt acht Figuren auf die Suche nach einem Mörder.

Lili Koehler spielt die schwangere Hotelchefin Mollie, die zwischen Küche und Zimmerservice den Laden zusammenhält. Dominik Penschek gibt ihren sympathischen Gatten Giles, der mit der Rechtschreibung und der Heizung ein paar Probleme hat, aber ansonsten brav allen Kommandos gehorcht. Eine Glanznummer liefert Birger Frehse als durchgeknallter Psycho-Sidekick Christopher Wren.

Der ewige Architekturstudent wird vermutlich keine Kathedrale entwerfen, ist jedoch mit Knickerbockern und Hauspuschen so bizarr charmant, dass Mollie ihm das teure Himmelbett-Zimmer gewährt.

Die strenge Mrs. Boyle, mit eiserner Haltung verkörpert von Gabriele Schulze, ist vor der Pause leider schon tot, was jedoch niemanden zu Trauerarien animiert.

René Toussaint spielt souverän den unerschütterlichen Major Metcalf, Katharina Felschen gibt sensibel die androgyne Miss Cosewell. Echt zufällig schneit Signore Paravicini herein (Heiko Haynert als robuster Mafiaboss). Bevor die Telefonleitung gekappt wird, schafft es Sergeant Trotter auf Skiern ins dramatische Komplott.

Falsche Identitäten

In dieser Rolle stellt Makke Schneider allen Typen die Aufgabe, wie bei Hamlets Spiel im Spiel die falschen Identitäten bis zur Aufklärung zu mimen. Es gehört zum unsterblichen Drama, dass Mr. Trotter am Ende darum bittet, die Lösung des Falls nicht zu verraten. Sonst wäre nämlich ein weiterer Mord fällig.

Das hingerissene Premierenpublikum sparte nicht beim Applaus für das ganze Team, das energisch ein Mordsvergnügen macht.

Weitere Vorstellungen bis zum 23. Juni fast täglich. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops des General-Anzeigers sowie im Internet auf www.ga.de/tickets .

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