Futuristischer Blick auf Elisabeth und Walterchen

Der Arbeitskreis stiftet dem Kunstmuseum Bonn eine Macke-Zeichnung

  August Mackes  beidseitig bearbeitete Bleistiftzeichnung "Elisabeth futuristisch" (1913) wurde aus Privatbesitz fürs Kunstmuseum erworben.

August Mackes beidseitig bearbeitete Bleistiftzeichnung "Elisabeth futuristisch" (1913) wurde aus Privatbesitz fürs Kunstmuseum erworben.

Foto: Schulz

Bonn. Der Macke-Wein brachte ein paar Euro, der Edeldruck, die günstigen Macke-Blöcke und -karten füllten die Kasse der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Arbeitskreises vom Kunstmuseum.

Was im Foyer seit 2002 über die Theke des Museumsladens ging, kann sich sehen lassen. Das zeigte sich jetzt beim Kassensturz - und bereichert die Macke-Sammlung des Hauses. Am Dienstag stellten Museumschef Dieter Ronte und Kulturdezernent Ludwig Krapf eine Neuerwerbung vor, die dem Engagement des Arbeitskreises zu verdanken ist: Für einen "fünfstelligen Betrag" erwarb er eine Bleistiftzeichnung August Mackes aus dem Jahr 1913.

Das 28,5 mal 21,7 Zentimeter große Blatt mit dem Titel "Elisabeth futuristisch" zeigt mehrere Porträtansichten von Mackes Ehefrau. Der Wert der Zeichnung wird dadurch erhöht, dass auch die Rückseite bearbeitet wurde: In futuristischer Mehransichtigkeit ist Mackes Sohn Walter zu sehen, außerdem erkennt man den Entwurf einer Skulptur mit zwei weiblichen Akten.

"Es ist ein autonomes, vorzügliches Blatt", sagt der unter anderem für die Sammlung der Rheinischen Expressionisten zuständige Volker Adolphs. Er wird die Neuerwerbung in die Ausstellung "Frantisec Kupka und August Macke" integrieren, die ab Mitte September im Kunstmuseum gezeigt wird - als Beiprogramm zum böhmischen Beethovenfest.

Interessant ist bei diesem Blatt nicht nur, dass die häufig porträtierte Elisabeth in einer neuen Facette erscheint, sondern Mackes eigenwillige Auseinandersetzung mit dem italienischen Futurismus. Mit dessen Pathos und revolutionären Übermut konnte der junge Maler nicht viel anfangen.

Wohl faszinierte ihn die Bewegung im Bild, die seinen Intentionen, die Bewegung des Lebens selbst via Malerei zu vermitteln, entgegenkam. Natürlich faszinierte ihn die Simultaneität in der Kunst der Futuristen - Mackes Elisabeth und das Walterchen erscheinen dergestalt bewegt. Und auch die futuristische Rhythmisierung oder der Impuls, Gegenständliches in autonome konstruktivistische Strukturen zu überführen, finden sich im Blatt wieder.

Das großzügige Geschenk des Arbeitskreises ist die vorerst letzte Wohltat, denn der Museumsladen ruht. Man suche nach einer neuen Rechtsform, heißt es, da eine solche Konstruktion nicht in die Struktur der städtischen Verwaltung passe.

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