Frauenmuseum zeigt Ausstellung über das Altern

"Methusa": Loslassen vom Traum der Jugend

Frauenmuseum zeigt Ausstellung über das Altern
Foto: Franz Fischer

Bonn. "Methusa, ein umwerfendes Projekt zum Thema Alter", so wird das aktuelle Kunstspektrum des Bonner Frauenmuseums offiziell vorangekündigt. "Umwerfend" erscheint allein der Tatbestand, dass Kuratorin und Direktorin Marianne Pitzen für ihre große Themenausstellung anspruchsvolle Arbeiten von rund neunzig Künstlerinnen und das maskuline Solo PerZan ausgewählt hat.

Da das Gros des aus ganz Deutschland und den USA stammenden Teams den Lebenszenit mehr oder weniger deutlich überschritten hat, liegt die künstlerische Übersetzung persönlicher Erfahrungen nahe.

Schlüsselmotive bilden typische physische und psychische Begleiterscheinungen des Alterns, aber auch soziologische Betrachtungen zum Untertitel der Ausstellung "Alte Schachtel, Schwarze Göttin, Kunst & Alter".

Ein erheblicher Anteil von Gemälden, Fotocollagen, Installationen reflektiert den Schwerpunkt Generationenwechsel. Eher nachdenkliche Töne des Panoptikums stimmt beispielsweise die kraftvolle Filminstallation "Odette Collon" von Gisela Berk an, aber auch die biografischen Skizzen der bezwingenden Fotosequenz von Christine Rühmann und Monika Ortmanns eher metaphorische Inszenierung "Schicksalsfäden" gehen in diese Richtung. Zu den Glanzlichtern von "Methusa" zählt "Kennungen" von Heide Pawelzik: Ein bläulich changierendes Feld aus Röntgenbilderrollen erinnert an eine, in flüchtiges Mondlicht getauchte Nachtlandschaft.

Das Prinzip Hoffnung oder positive Seiten fortgeschrittener Lebensläufe suggerieren Exponate, die auf die regenerativen Energien der Natur setzen, sowie eine Reihe von teils geistreichen Hommagen wie Elsa Enns' Verneigung von Vivienne Westwood. Zeitfrei wirken Stefanie Langes Skulpturengruppe "Powerfrauen" und die lichthungrigen "Schattenfrauen von Ameret". Ebenfalls stille Beispiele für eine geglückte Alterskultur sind das Fotodenkmal "Madame Tracteur" der umtriebigen Globetrotterin Antonia Wenzlawski und Ulla Schenkels Gemälde "Die alte Frau und das Meer". "Das Alter hat viele Gesichter", bemerkt die Gerontologie-Expertin und Schirmherrin der Ausstellung Ursula Lehr. Dieser Kernsatz bringt das Wesen des Projektes treffend auf den Punkt.

"Methusa", eine Analogiebildung zum legendären, alttestamentarischen Methusalem beginnt im Parterre mit einer listenreich von Ellen Sinzig in Szene gesetzte Wunschprojektion. Ihr dem Vorbild Lucas Cranachs nachempfundener "Jungbrunnen" weckt nicht nur Lust, sich in dessen vermeintliche Tiefen zu stürzen; vielmehr antizipieren Brunnen und Spiegel den schauinternen Brennpunkt diverser Anti-Age- Maßnahmen. Tina Schichtenberg pointiert das Verdrängen von Alterungsanzeichen in einem unlesbar gemachten Buchobjekt mit dem Titel "Enzyklopädie der Gerontologie". Im Gegenzug entwirft Barbara Kroke abstrakte Herbstpoesien, wo die Devise "Loslassen vom Traum der Jugend?" Pate steht.

Das wirksamste Anti-Age-Präparat, so der Geheimtipp, scheint das aktiv betriebene Medium Kunst zu sein. Mit neunzig Jahren, so prophezeien es die Karikaturen von Cornelia Harrs, macht die Museumschefin immer noch eine durchaus vitale Figur. Dynamische Metamorphosen lässt beispielsweise die bald vierundneunzigjährige Ilsetraut Glock in Frühwerke Einzug halten.

Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, bis 10. Mai. Di - Sa 14 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr. Katalog 20 Euro.

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