Deutsche Welle: Masken, Mauern, Stacheldraht

Ausstellung in Bonn zeigt jJunge Kunst aus Afghanistan

Deutsche Welle: Masken, Mauern, Stacheldraht
Foto: Franz Fischer

Bonn. Seit knapp vier Jahren existiert nunmehr das in Kabul gelegene Center of Contemporary Arts Afghanistan (CCAA). Geradezu revolutionär ist der Umstand, dass sich an dieser Kunstakademie von Anfang an angehende Künstlerinnen immatrikulieren konnten.

Jetzt hat eine Avantgarde islamischer Künstlerinnen ihr Hochschulstudium abgeschlossen. Komplizierte und langwierige Verhandlungen sowie ein von der Bundeswehr arrangierter Sondertransport gingen einer Ausstellung vorweg, die zum ersten Mal instruktive Einblicke in junge, zeitgenössische Malerei aus Afghanistan verschafft. Das spektakuläre Abenteuer "Make Art not War - Gegenwartskunst islamischer Malerinnen am CCAA in Kabul" ist integriert in die von der Deutschen Welle in Bonn durchgeführte Reihe "Kunst der Welt".

Energisch, souverän und maltechnisch ideenreich bis experimentell setzen sich 21 aus Kriegsgebieten stammende Malerinnen mit der brisanten Lage ihres kriegsversehrten, krisengeschüttelten Heimatlandes auseinander. Fernab von jeglichen Einflüssen, quasi in einer Glasglockensituation sind unverbogene, spannungsgeladene Arbeiten entstanden. Die meisten Künstlerinnen setzen auf auf ambivalente Andeutungen, erzählende Fragmente, auf Verrätselung sowie auf individuelle Symbolik (Farbe, gestischer Farbauftrag).

"Offen und ehrlich" (Kuratorin Eleonora De Saavedra) erscheinen am ehesten gegenständliche Öl- und Acrylgemälde, die offenbar Gedanken preisgeben zu Frauenzukunft (Khadija Hashemi) oder sich (nur scheinbar eindeutig) zu Zuversicht und Optimismus bekennen.

"Expectation" nennt Yalda Noo einen schwarzgrauen Fond, über den sich die prägnante Ordnung eines weißen Stacheldrahtmusters legt. Militant anmutende Schattenfiguren, bedrohlich wirkende Masken, Mauern und andere Barrieren, feuerrote Farbfunken und folkloristische Ornamentfetzen offenbaren Experimentierkraft und Vorstöße zur künstlerischen Selbstfindung.

Aus einer finsteren Kellerzelle läßt Nabila Horakhsh zu einer lichtstrahlenden Fensterspalte aufblicken. Jahan Ara Rafi verzahnt dunkle Strukturen mit aufkeimendem Grün. "Die konzeptionelle Gegenwartskunst hat mir Kraft gegeben, meine Gefühle und Gedanken auszudrücken", sagt sie.

Deutsche Welle, Funkhaus Bonn, Kurt-Schumacher-Straße 3, bis 9. September. Täglich 10-18 Uhr.

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