Arp-Museum gewinnt Teile der Sammlung Rau

Verliert aber an Profil - Venedig liegt bald am Rhein - Welche Kunstwerke kommen, ist nicht bekannt

Arp-Museum gewinnt Teile der Sammlung Rau
Foto: AKG-Images

Rolandseck. Man hat die großen Ziele des rheinland-pfälzischen Kulturstaatssekretärs Joachim Hofmann-Göttig, das Arp-Museum in Remagen Rolandseck betreffend, noch im Ohr: Der Aufstieg in die erste Bundesliga der Museen solle, müsse bald gelingen.

Mit dem Vertrag, den Hofmann-Göttig am Mittwoch mit dem Vorsitzenden von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus, unterzeichnet, könnte man diesem Ziel einem Schritt näher kommen: Das Museum wird über 200 Kunstwerke aus der "Sammlung Rau für Kinder der Welt" als Leihgabe erhalten. Namen wie Renoir und El Greco, Cranach oder Canaletto, Meisterwerke von Klimt, Reni, Munch, Tiepolo oder Gainsborough befinden sich in dieser spektakulären Sammlung des 2002 gestorbenen Mediziners Gustav Rau, die Christoph Vitali, heute Intendant der Bundeskunsthalle, 2001 in seiner alten Wirkungsstätte, dem Münchner Haus der Kunst erstmals zeigte.

Was von den insgesamt 240 Gemälden Alter Meister, 160 Bildern des 19. und 20. Jahrhunderts, den 220 Skulpturen nach Rolandseck kommt, ist nicht bekannt. Erstligareif dürfte die Auswahl allemal sein. Wie das allerdings zu einem Museum passen soll, das sich gerade mit einer leidlich verstaubten Firmenschau aus dem Hause Märklin zurück in die Kreisliga kickt? Der CDU-Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner sprach unlängst in diesem Zusammenhang von einer "Vergackeierung des Steuerzahlers": Das Arp-Museum sei nicht für viele Millionen gebaut worden, damit dort nun "Modellbautage" stattfinden.

Beim "Mythos Märklin" wie jetzt bei den Schätzen der Sammlung Rau, die im Besitz von Unicef ist, rächt es sich, dass man in Rolandseck zwar ein schmuckes Haus des Stararchiekten Richard Meier hat - aber kein Konzept. Am Anfang stand Arp im Mittelpunkt, das heißt: die eigene Arp-Sammlung. Als dort qualitätsbedingt das Eis zu dünn für ein eigenes Museum zu werden drohte, verständigte man sich darauf, Künstler ins Boot zu holen, die mit Arp zu tun haben könnten. Arp selbst wurde keck und historisch inkorrekt ins Zentrum der Kunst gerückt.

Mühsam bis gar nicht gelang der Brückenschlag etwa bei Johannes Brus, Anselm Kiefer oder jetzt mit dem wunderbaren Kurt Kocherscheidt. Nun sind die hauseigenen Kunsthistoriker gefordert, auch noch Brücken von Arp zu Märklin und von dort zu Fra Angelico, El Greco oder Pissarro zu bauen. Das wird lustig. Natürlich stellt sich auch die Frage, wo denn genau die Alten und Neuen Meister von Rau hängen sollen. Als ausdrückliches Gemäldemuseum hat Meier seinen Bau nämlich nicht geplant, vielmehr als offene Loggia mit vielen Fenster- und wenigen Hängeflächen - im Hinblick auf den Bildhauer Arp und seine Freunde.

Ein Gemäldemuseum hätte eher die geschlossenere Struktur des Meier'schen Burda-Museums in Baden-Baden haben müssen. Nun hat Arp-Chef Klaus Gallwitz entweder die Möglichkeit, für Rau den Bahnhof zu räumen (und damit Meier die Show zu stehlen). Oder er arrangiert sich mit den hohen, luftigen Räumen im Neubau. Über ein ganzes langes Jahr besetzte dort Anselm Kiefer zwei Etagen - für ein junges Museum, das von häufigen Besuchen lebt, eine fahrlässige Entscheidung.

Ähnlich ungeschickt hat der Hausherr die Arp-Etage konzipiert: Wer hier wirklich außer einer dünnen Vita etwas über den Patron des Museums, seine Persönlichkeit, seinen Umkreis, seine Zeit, seine kunsthistorische Brisanz erfahren will, ist dort fehl am Platze. Keine Fotos, keine Dokumente - ein museumspädagogischer Offenbarungseid.

Nun also werden die Schätze von Rau in den Gemischtwaren-Bahnhof integriert. Welche genau, wird am Mittwoch bekannt gegeben. In Wechselausstellungen sollen, so Unicef, 95 Gemälde der von Rau selbst festgelegten "Kernsammlung" gezeigt werden. Diese Sammlung soll, so verfügte Rau, bis 2026 zusammenbleiben. Außerdem leiht Unicef dem Arp-Museum weitere 135 Arbeiten - bis zu deren Verkauf zugunsten der Unicef-Stiftung.

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