Ausstellung in der Bonner Galerie Feroz Alle meine Helden

Bonn · Ein Mensch verschwindet. Nicht nur einer. Und nicht irgendwer. Was der New Yorker Fotograf Michael Somoroff 2011 für die Kunstbiennale in Venedig inszenierte und auf dem Markusplatz präsentierte, konnte Fotopuristen den Atem verschlagen. Somoroff hatte sich erdreistet, das Personal aus den Fotos des Klassikers August Sander einfach zu eliminieren und sich die Räume ohne die Protagonisten vorzustellen und diese quasi menschenleer zu zeigen. Das Ganze mit dem Segen von Sanders Urenkel Julian.

 Foto-Legenden: Bert Stern fotografiert von Michael Somoroff.

Foto-Legenden: Bert Stern fotografiert von Michael Somoroff.

Foto: SOMOROFF/GALERIE FEROZ

Der zeigt nun in den neuen Räumen seiner Galerie Feroz in der Bonner Prinz-Albert-Straße den nächsten Geniestreich des 1957 geborenen Fotografen: Nicht so radikal wie die Sander-Paraphrasen "Absence of Subject", dafür mit einer stärker wahrnehmbaren eigenen Handschrift.

Die Serie, die er in Bonn präsentiert, nennt sich "A Moment", sie könnte auch "Alle meine Helden" heißen. Denn Somoroff, selbst Sohn eines großen Fotografen, Ben Somoroff, zeigt in exzellenten Porträts verehrte Kollegen: Brassaï und Robert Doisneau, Cornell Capa und Alfred Eisenstaedt, Andreas Feininger und Frances McLaughlin-Gill, F. C. Gundlach, Horst P. Horst, Helmut Newton und andere.

Die meisten großen Fotografen des Jahrhunderts sind in dieser überwältigenden Ahnen-Galerie versammelt, zwischen 1977 und 1983 hat er sie fotografiert. Und sich sichtlich Mühe gegeben, den Helden seiner Zunft adäquat zu begegnen: Somoroff lässt es, was Motivwahl, Pose, Lichtsituation, letztlich auch Akkuratesse beim samtigen Abzug (Palladium-Platin-Prints) an nichts fehlen.

Eine gewisse Ehrfurcht ist Somoroff anzumerken. Das sind keine Schnappschüsse, die den Protagonisten vorführen, sondern sehr würdige Inszenierungen. Nichts ist überdreht, die Porträts halten sich an den klassischen Porträtstil. Somoroff zeigt Gesichter, in denen sich das Leben eingeschrieben hat, Hände, die Auslöser im rechten Augenblick drückten.

Dass bisweilen das Modell mit dem Betrachter Blickkontakt aufnimmt, lasst über Gespräche spekulieren, die die Klassiker der Fotografie mit dem Fotografen Somoroff führten. Da wäre man gerne dabei gewesen.

Feroz-Galerie, Prinz-Albert-Straße 12; bis 10. Mai. Di-Fr 14-19 Uhr. Bildband 38 Euro.

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