Familie Flöz: Die Magie der Maske Theaterstück „Teatro Delusio“ in der Kölner Philharmonie

Köln · Die großen und kleine Dramen spielen sich bei "Teatro Delusio" hinter der Bühne ab. Das Theaterstück der Familie Flöz ist im Juli in der Kölner Philharmonie zu sehen.

 Im „Teatro Delusio“: Diese Masken beginnen, bei Bedarf zu lächeln oder zu weinen. FOTO: SIMONA BOCCEDI

Im „Teatro Delusio“: Diese Masken beginnen, bei Bedarf zu lächeln oder zu weinen. FOTO: SIMONA BOCCEDI

Foto: Simona Boccedi

Die Theaterbühne ist ein magischer Ort. Während sich dort die großen und kleinen Dramen des Lebens abspielen, bleibt das Geschehen hinter den Kulissen meist im Verborgenen. Mit ihrem Stück „Teatro Delusio“ dreht das mehrfach ausgezeichnete Berliner Künstlerkollektiv Familie Flöz die Perspektive um und wendet seinen Blick der Welt im Schatten der Scheinwerfer zu.

Was zuvor verborgen war, steht nun im Mittelpunkt. Heraus kommt dabei furioses Maskentheater, das mit Witz und Gefühl den Träumen und Sehnsüchten der drei Bühnenarbeiter Bernd, Bob und Ivan nachgeht.

Zu sehen ist das Stück während des Sommerfestivals am 22. und 23. Juli in der Kölner Philharmonie.

Dem Bühnenzauber entkommt niemand

Die drei Männer fristen hinter der Bühne ein eher unscheinbares und bisweilen auch trostloses Dasein. Zwischen den Kisten, Kabeln, Leitern und Stellwänden der Hinterbühne sind sie der glitzernden Welt des Scheins jenseits der Trennwände zwar zum Anfassen nah. Und doch trennen die einfachen Arbeiter Welten von der Zauberwelt dort draußen. Während das unsichtbare Bühnenspiel für die realen Zuschauer nur hörbar ist, platzen dessen Akteure immer wieder in die Welt der Bühnenarbeiter hinein und wirbeln sie kräftig durcheinander. Wilde Degengefechte, kaltblütige Kabale und heißblütige Liebesszenen mischen den monotonen Bühnenalltag auf.

Dem Bühnenzauber entziehen können sich die Arbeiter nicht. Der umtriebige Bob träumt davon, selbst im Rampenlicht zu stehen. Der empfindsame Bernd, der sich eigentlich lieber in die Literatur flüchtet, verliebt sich unsterblich in eine Ballerina, die ihren Auftritt zu verpassen droht. Chef Ivan giert nach Kontrolle über das Theatergeschehen, bis er aus seinem profanen Alltag in eine surreale Geburtsfantasie ausbricht.

Auf die Charaktere zugeschnittene Masken

Umrahmt und unterbrochen wird das Handeln, Begehren und Träumen der Akteure lediglich von einer geisterhaft schwebenden Lichtgestalt in weißem Kleid, die der Szenerie einen melancholisch transzendenten Anstrich verleiht. Eine rätselhafte Erscheinung, die Raum für Interpretation lässt und deren Bedeutung die Macher bewusst offen lassen.

29 Figuren liefern sich in dem Stück Duelle, Romanzen, Tänze und Wortgefechte – ohne ein einziges Wort zu sagen. Zunächst entwickelte das Ensemble die Charaktere, für die danach eine auf sie zugeschnittene Maske angefertigt wurde. Gespielt werden die Figuren von den drei Schauspielern Sebastian Kautz, Daniel Matheus und Dana Schmidt, die mit viel Akrobatik und Feingefühl in die sehr unterschiedlichen Rollen schlüpfen.

Blaupausen liefert die Theaterwelt selbst

Das gelingt derart gut, dass die eigentlich starren Masken im Spiel der drei Akteure Emotionen zu umspielen scheinen. Die Masken beginnen, zu lächeln oder zu weinen. „Das ist die Magie der Masken“, sagt Daniel Matheus. „Die Illusion findet in den Köpfen der Zuschauer statt.“

Die Blaupausen für die Rollen des Stücks lieferte die Theaterwelt selbst. In Italien hätten eigenwillige Bühnenarbeiter vor der Aufführung eines anderen Stücks aus dem Repertoire des Ensembles als Ideengeber gedient, erzählt Sebastian Kautz.

Andere Länder, andere Sitten

„Wenn wir auf Tour sind, begegnen wir immer wieder Menschen, die uns an unsere Figuren erinnern“, sagt Matheus. Nach seiner Uraufführung 2004 in Berlin ist das Stück inzwischen mehr als 600 Mal in 29 Ländern gezeigt worden.

In asiatischen Ländern wie Indien habe die Maske einen anderen Stellenwert als in der westlichen Theaterkultur, sagt Dana Schmidt. Dort sei das Publikum wesentlich vertrauter mit dieser Kunstform.

Nach Köln kehrt die „Familie Flöz“ nach 25 Jahren Abwesenheit wieder zurück und schafft mit Maskenspiel, Tanz, Clownerien, Artistik und Improvisation ein sehenswertes Erlebnis und zugleich eine Liebeserklärung an das Theater selbst.

Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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