Konzert in der Harmonie Mit Herz und Hirn

Bonn · Der Liedermacher Stoppok begeistert bei seinem Bonner Auftritt mit seinen Liedern und mit wunderbar hintersinnigen Kommentaren

 „Viel zu schön auf der Erde für ein Leben in der Herde“: Stoppok mag es pointiert.

„Viel zu schön auf der Erde für ein Leben in der Herde“: Stoppok mag es pointiert.

Foto: Horst Müller

Leute, die einfach immer gute Laune haben, sind – nun ja, manch anderen Leuten – zumindest ein wenig suspekt. Was so denn auch für den Liedermacher und Rockpoeten Stoppok gelten dürfte. Und überhaupt ist seine Stimmung beim Konzert in der Harmonie in Endenich mit dem Wort „tiefenentspannt“ viel besser beschrieben.

Der Hamburger, der in Essen aufwuchs und das Ruhrpottgefühl schließlich wieder mit nach Norden genommen hat, kennt die Bühne und das Publikum davor. Leute, die seine Alben seit Jahr und Tag hören – so wie das neue namens „Operation 17“.

Vor allem aber Leute, die seine wunderbar hintersinnigen, ironisch-kritischen Kommentare „off the record“ zu schätzen wissen; unmissverständlich, aber ohne den andernorts erhobenen Zeigefinger.

Denn dieses Land, so fügt Stoppok mit Augenzwinkern hinzu, „krankt schon jetzt daran, dass es erstens viel zu viele Spezialisten gibt und dass es zweitens immer mehr werden“. Grund genug also, einen Blues darauf anzustimmen: „hier in Bonn, in der Harmonie und in Originalbesetzung für euch“. Heißt, ein Mann an der Gitarre, der mit Gusto und Verve seinen Frust über diejenigen auslässt, denen es bei allem im Leben gar nicht speziell genug zugehen kann. So wie es immer mehr Idioten auf dieser Welt gebe. „Aber gerade heute Abend fühlt es sich so an, als seien kaum welche da.“ Sagt er mal so, lächelt dazu und genießt den Chor der Zuschauer, die seine Zeilen „Bring dein Herz zum Hirn, schick beide auf die Reise. Tanz, tanz, tanz, aber dreh dich nicht im Kreise“ laut mitsingen. Die mit ihm eins sind, dass es „viel zu schön ist auf der Erde für ein Leben in der Herde“.

Stoppok teilt sein Wissen gern mit Gleichgesinnten

Denn Stoppok teilt sein Wissen und seine Erfahrung gern mit Gleichgesinnten, von denen es im vollen Saal schon einige geben dürfte: Leute, die mit ihm darin übereinstimmen, „dass es gut ist, Probleme auch mal vor sich herzuschieben – so wie den Blues“. Die mit ihm über staatlich geprüfte Künstler lachen können, die zwar auf einer Popakademie studiert, „aber noch nie einen Tourbus mit 2,4 Promille gesteuert haben“. Man kennt sich, man versteht sich.

Stoppok-Konzerte haben diesen Wohlfühlfaktor, der sich nach zwei, drei Stücken unwillkürlich einstellt. Im Jahr 2020 endet laut eigenem Bekunden seine Bühnenlizenz. Aber bis dahin ist zum Glück noch reichlich Zeit.

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