Beginner in Köln Mit Herz, Pauken und Trompeten

Köln · 13000 Besucher feiern die Beginner auf ihrer Advanced-Chemistry-Tour in der Kölner Lanxess-Arena.

 Große Party: Beginner mit Jan Delay und Denyo in der Kölner Lanxess-Arena.

Große Party: Beginner mit Jan Delay und Denyo in der Kölner Lanxess-Arena.

Foto: Thomas Brill

"Afrob“ als Aufwärmer ist eine gute Wahl. Fette Bässe vom DJ-Pult, derbe Rhymes, korrekte Haltung, gute Rap-Skills, schlaksiges Auftreten – so geht Hip-Hop. Dass noch mehr möglich ist, wird ab 21 Uhr klar. Grelle Laserstrahlen erleuchten Bühne und Arena. Jan Delay und Denyo laufen lässig ein. Jan gibt das Startzeichen an Publikum und DJ Mad: „Lass abfeuern den Scheiß hier!“ Guido Weiß, alias DJ Mad, thront mit seinem Pult auf einer leuchtenden Showtreppe und legt mit ordentlichem Gedröhne los. „Ich komm' mit großem Herz und Pauken und Trompeten, für die Obernerds und die saufenden Proleten, die Messdiener, Crackdealer, Alt-68er. Alle sind happy“, rappt Jan Delay.

Ein Blick in die Arena bestätigt den illustren Kreis der Beginner-Freunde: Nerds aus den Anfangszeiten treffen auf ein paar Alt-68er. Neben ihnen wippen junge Fans, die erst zu einer Zeit geboren wurden, als „Hammerhart“ vom 98er Album „Bambule“ ein Hit wurde. Auch Mutti mit ihrem Kleinen ist gekommen. „Ahnma“, aktuelle Single des Beginner-Comeback-Albums „Advanced Chemistry“, ist Hamburger Slang und bedeutet so viel wie „Alter“.

Der Unterton ist entspannt. „Hey Alter, lass gut sein Alter“. Die Beginner sind Kumpel mit Haltung, lassen die Kirche im Dorf. Message ja, Belehrung nein. Ihre Show nimmt ungeniert Anleihen bei amerikanischen Vorbildern. Das hat Klasse und Geschwindigkeit. Augen und Ohren bekommen was geboten. Die anfangs eher unscheinbare LED-Treppe wird immer mehr zur einer Showtreppe, auf der neben zwei Background-Sängerinnen alle singen und swingen.

Das Neue im Zentrum der Musik

Dreizehn Jahre liegt ihr letztes Album „Blast Action Heroes“ zurück. Vielleicht zu lange, um noch ernsthaft im Geschäft mitmischen zu können. Oder – wie nicht wohlmeinende Kritiker meinen – genau so lange, um sich als angestaubter Hip-Hop-Act dem Verdacht auszusetzen, mit einer unzeitgemäßen Reunion noch mal Kohle zu machen. Theorien, die sich im Lauf des Abends in Luft auflösen. Die Zeitreise zwischen alten Stücken wie „Füchse“ oder „Liebeslied“ und dem neuen Material gelingt mit leichter Hand. Nostalgiegefühle? Warum nicht. Aber im Zentrum steht das Neue, das an aktuelle musikalische Entwicklungen ohne Verkrampfung locker anzudocken weiß.

Spätestens bei „Schelle“ vom aktuellen Longplayer bleibt niemand mehr in der Arena auf seinem Sitz. Ausgelassene Stimmung bereits nach 20 Minuten. Beim Nena-Cover „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ singen Jung und Alt textsicher mit. Es folgt ein wenig Hip-Hop-Geschichtsunterricht mit der Frage, mit wem alles begann – jedenfalls für die Beginner. Torch, der Mann mit dem richtigen Flow, kommt aus Heidelberg. Der Geehrte geht so lässig wie möglich mit der Huldigung um. Die Baggy-Hose schlabbert wie eh und je. Die Stimme ist fest. „Wir waren mal Stars“ singen sie zusammen. Ein großer Moment für alle.

Das Konzert steigert sich immer mehr zu einem besonderen HipHop-Ereignis. Die Beginner wissen, wie man mit Licht- und Visualeffekten Momente für das Langzeitgedächtnis schafft. Das ist professionell kalkuliert, trägt viel von Jan Delays Handschrift. Er weiß, Technik für große Gefühle zu nutzen. Wenn die Beginner sich am Ende für das überwältigende Erlebnis in der Lanxess-Arena bedanken, klingt ein Satz wie „Das war die geilste Show, die wir bisher erlebt haben!“ echt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort