Bachmann-Biografin Ina Hartwig spricht in Bad Godesberg über ihr neues Werk

Bad Godesberg · Die Bachmann-Biografin Ina Hartwig spricht in der Parkbuchhandlung über ihr Werk. Sie sieht sich nicht als neutrale Instanz.

 Ina Hartwig.

Ina Hartwig.

Foto: dpa

„Schon als Jugendliche war ich Fan von Ingeborg Bachmann, natürlich auch von Paul Celan, und ich identifizierte mich mit ihr – wie es sich für ein junges Geschöpf gehört.“ Ina Hartwig, Kulturdezernentin in Frankfurt am Main, hat eine vielbeachtete Bachmann-Biografie vorgelegt. Von Biografien habe sie selbst jedoch lange Zeit nichts gehalten, erzählt sie im Gespräch mit Sonja Vandenrath in der Bad Godesberger Parkbuchhandlung. Und: „Ich bin eine Biografie-Skeptikerin geblieben“, erklärt Hartwig.

Es überrascht also nicht, dass die frühere verantwortliche Literaturredakteurin der „Frankfurter Rundschau“ keine konventionelle Lebens- und Werkbeschreibung verfasst hat. „Ich sehe mich als Biografin nicht als neutrale Instanz, sondern lasse mich da ganz von meinen Interessen leiten.“ An manchen Stellen wechselt Hartwig in die Ich-Perspektive und kommentiert dezidiert subjektiv. Was dem Buch keineswegs schadet, sondern einen zusätzlichen, frischen Touch hineinbringt. Besonders intensiv wirken die Passagen, die belegen, wie über Leben und Sterben der Schriftstellerin in einem römischen Krankenhaus regelrecht verhandelt worden ist.

Hartwig hat für ihre Biografie über die ikonenhaft verehrte Ingeborg Bachmann (1926 bis 1973) Gespräche mit Schriftstellerkollegen, Weggefährten und Verehrern wie Martin Walser, Hans Magnus Enzensberger, Klaus Wagenbach und Henry Kissinger geführt. Den ehemaligen US-Außenminister Kissinger traf Hartwig im Berliner Hotel Adlon. „Er war ganz ernsthaft und romantisch gestimmt“, erinnert sich die Autorin. Und ist sich sicher: „Er hat sie geliebt, ganz klar.“

Dem Briefwechsel zwischen Bachmann und Kissinger entnahm Hartwig, dass die Verehrung eher einseitiger Natur gewesen sein muss: „Er hat sie maßlos beflirtet, und sie hat das zwar einerseits genossen, ihn andererseits aber auch gebremst.“ In der bewusst fragmentarisch erstellten Biografie sei Kissinger „so etwas wie ein Leitfaden geworden“. Auslöser war ein Brief vom 21. Dezember 1959 von Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld an Bachmann, in dem er Kissingers Kontaktwunsch übermittelte. „Dieser Brief gab mir den Kick, weiteren Spuren zu folgen.“

Ina Hartwig: Wer war Ingeborg Bachmann? Eine Biographie in Bruchstücken. S. Fischer, 320 S., 22 Euro.

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