Konzertkritik Freitagskonzert des Beethoven Orchesters in der Bonner Oper

Bonn · Jos van Immerseel dirigierte am Freitag das Beethoven Orchester in der Bonner Oper und konzentrierte sich auf Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert.

Starker Auftritt mit der Arie „Ah se in ciel“: Sopranistin Yeree Suh. FOTO: FELIX VON HAGEN

Starker Auftritt mit der Arie „Ah se in ciel“: Sopranistin Yeree Suh. FOTO: FELIX VON HAGEN

Foto: h

Der belgische Dirigent und Pianist Jos van Immerseel hegt eine besondere Leidenschaft für historische Klaviere, von denen er selbst eine stattliche Sammlung besitzt. Auch als Dirigent hat es ihm der Klang alter Instrumente angetan. Mit seinem Orchester Anima Eterna betreibt er seit vielen Jahren ganz praktische Klangforschung und hat dabei die historische Aufführungspraxis bis weit ins 20. Jahrhundert hin erweitert.

Die großartigen Aufnahmen der Orchestermusik Maurice Ravels sind echte Pionierleistungen. Das Programm, mit dem er jetzt als Gastdirigent zum Freitagskonzert des Beethoven Orchesters geladen war, blieb hingegen ziemlich frei von musikalischem Forschergeist und konzentrierte sich auf Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert.

Spannend geriet die Gegenüberstellung zweier Sinfonien, die beide Komponisten jeweils im Alter von 18 Jahren geschrieben haben: von Mozart die in A-Dur KV 201 und von Schubert die Nr. 2 in B-Dur D 125. An Leidenschaft mangelt es beiden Werken nicht, was auch die Aufführung durch das Beethoven Orchester bestätigte. Selbst wenn Jos van Immerseel Mozarts frühe Sinfonie keineswegs im Überschwang des Sturm und Drang präsentierte, sondern mehr ihre klassische Schönheit aufleuchten und die Musik von innen heraus glühen ließ.

Er achtete auf eine ausgewogene Klangbalance, die Streicher artikulierten überaus sorgfältig. Traumhaft schön gelang den Musikern das Andante mit der sphärischen Musik der gedämpften Streicher.

Es wurde freilich auch klar, wie unglaublich sicher Mozart die Form beherrschte, während sich Schuberts Musik noch mehr den Suchenden verrät. Das macht ihre Interpretation allerdings nicht leichter. Van Immerseel und das Orchester beeindruckten jedoch durch den souveränen Zugriff, den sie der Musik angedeihen ließen.

An diesem Abend wurde sie zu einem wunderbar lebendigen, in den raschen Sätzen auch spritzigen Beispiel jugendlicher Komponierleidenschaft. Schon die atemlos dahinrasenden, an das Finale aus Beethovens vierter Sinfonie erinnernden Streicherfiguren des ersten Satzes machten durch die außerordentliche Spielfreude der Musiker des Beethoven Orchesters großen Eindruck. Vielleicht kann diese Sinfonie ja heute gerade eine solche Wirkung entfalten, weil Schubert die Hörer bei seiner Suche nach neuen Formen so wunderbar an die Hand nimmt.

Zwischen den Sinfonien platzierte van Immerseel drei Konzertarien von Mozart, die von der koreanischen Sopranistin Yeree Suh gesungen wurden. In der ersten Arie „Vorrei spiegarvi“ fehlten ihrer Stimme noch Strahlkraft und Ausdruck, in „Bella mia fiamma“ gewann sie jedoch deutlich an Sicherheit, auch in der Höhe. Ihren stärksten Auftritt hatte sie im Finale nach mit der dritten Arie „Ah se in ciel“, mit deren virtuosen Koloraturen sie ihre „geläufige Gurgel“ ins schönste Licht stellte. Wie nach den Sinfonien gab es herzlichen Applaus für die Ausführenden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort