Weltmusik in der Philharmonie Ein Mann, ein Cello und fremdartige Geräusche

Köln · Filigrane Weltmusik bot ein Konzert mit Jean-Guihen Queyras und Sokratis Sinopoulos in der Kölner Philharmonie. Ein schönes Erlebnis.

 Zwischen Kammermusik und Folklore: Lyra-Spieler Sokratis Sinopoulos. FOTO: THOMAS BRILL

Zwischen Kammermusik und Folklore: Lyra-Spieler Sokratis Sinopoulos. FOTO: THOMAS BRILL

Foto: Thomas Brill

Ungewöhnlich schon der Beginn: Mit seinem Cello sitzt ein Mann alleine auf dem abgedunkelten Philharmoniepodium. Seinem Instrument entlockt er fremdartige Geräusche zwischen Gleiten und Flüstern. Am Ende fast absolute Stimme, nur noch der Hauch eines Tons schwebt durch den Saal. Diese ätherischen „Flageoletts helfen uns, weite Welten zu erforschen“, sagt Jean-Guihen Queyras anschließend mit charmantem französischen Akzent.

Daher spiele er dieses leise Stück des Italieners Marco Stoppa gerne zum Konzertanfang. Es heißt übrigens „Ay, there’s the rub“, übersetzt also: Ja, da ist der Hund begraben. So geheimnisvoll klingt es auch. Nicht von der Stange auch der weitere Verlauf des Abends. Dem Cellisten folgen zwei Trommler und der Fidler Sokratis Sinopoulos auf die Bühne.

Dieser hält seine winzige Geige, die Lyra der griechischen Volksmusik, umgekehrt auf dem Schoß. Zusammen ertönt eine filigrane Weltmusik, irgendwo angesiedelt zwischen Kammermusik und Folklore. Die Balkanregion Thrakien dient dabei als Inspiration. Nach einem Percussion-Auftritt der iranstämmigen Brüder Keyvan und Bijan Chemirani braust erstmals tosender Beifall auf. Was die beiden in Frankreich lebenden Percussionisten aus ihren traditionellen Trommeln herausholen, kommt an. Die persische Zarb und die arabische Daf spielen sie mit ihren Händen rhythmisch furios, aber eben nie laut. Auch das eine Kunst.

Zwischendurch musiziert Queyras auf seinem Cello einige Soli, etwa Witold Lutoslawskis Beitrag zu den „Sacher-Variationen“ (1975). Später improvisiert er sogar mit dem stets schmunzelnden griechischen Fidler. Hin und her fliegen die musikalischen Bälle. Auch die weiteren Stücke des Programms machen Spaß. Als Zugabe folgen noch „Visite nocturne“ und ein Tanz im 7/8-Takt. „Darin müssen wir gut zählen“, erklärt Queyras zuvor. Wohl wahr. Diese und andere Stücke stammen von der CD „Thrace – Sunday Morning Sessions“ von 2016. Eine tolle Scheibe!

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