Ausflugstipp: Archäologischer Park Xanten Auf einen Tag nach Rom

Xanten · Der Archäologische Park Xanten zeigt Bauten, Handwerk und Gladiatorenkämpfe.

 Imposant: Der Hafentempel im Archäologischen Park Xanten des Landschaftsverbands Rheinland

Imposant: Der Hafentempel im Archäologischen Park Xanten des Landschaftsverbands Rheinland

Foto: LVR

Temous edax rerum – Die Zeit nagt an den Dingen: So schrieb es der Dichter Ovid. Wobei man im Archäologischen Park Xanten (APX) alles daran setzt, just gegen diesen Zahn der Zeit anzugehen. Nachbauten wie der Hafentempel und das Amphitheater, die Stadtmauer, Wohnhäuser und Badeanlagen geben einen Eindruck vom römischen Alltag in Germanien.

Auf dem Gelände der einstigen Römerstadt Colonia Ulpia Traiana liegt Deutschlands größtes archäologisches Freilichtmuseum. Und das wieder errichtete römische Amphitheater nah des Haupteingangs lässt nicht nur die Herzen kleiner Jungs höher schlagen. Es fällt leicht, sich vorzustellen, wie die Zuschauer dort den Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen entgegenfieberten. Wenn man herabsteigt, und sich selbst in das große Rund stellt, möchte man unwillkürlich mehr über die Kämpfer wissen. Antworten darauf gibt es in den Gängen unterhalb der Zuschauertribünen. Filme informieren über Kampftechniken und Waffen, Ausstellungsstücke erzählen von berühmten Gladiatoren, und ein Bär in Lebensgröße erinnert daran, dass sie auch gegen wilde Tiere kämpften.

Rund vierhundert Jahre lang galt Xanten als einer der bedeutendsten römischen Orte in Germanien. An die zehntausend Männer, Frauen und Kinder lebten in der Stadt, die Kaiser Trajan um 100 nach Christus zur Colonia Ulpia Traiana ernannte. Dass das Gelände seit dem Mittelalter kaum besiedelt wurde, ist ein Glücksfall für die Archäologen. So können sie seit 1977 die Überreste der römischen Stadt im Archäologischen Park schützen, erforschen und präsentieren. Jedes Bauwerk entstand im Originalmaßstab am Originalstandort.

In Form und Material entsprechen die begehbaren Modelle ihren römischen Vorbildern, so dass man sich selbst vor Ort ein Bild von der Wirkung antiker Architektur machen kann. Vor allem die imposanten Säulen des Hafentempels beeindrucken die Besucher. Er war mit einer Höhe von 27 Metern der zweitgrößte Tempel der Stadt. Und die Säulen ragten weit sichtbar über die Stadtmauer hinaus. Eine breite Treppe führt zum Kultraum, in dem einst das Standbild der hier verehrten Gottheit gehütet wurde. Weil man bis heute nicht weiß, welcher Gott oder welche Göttin das war, benannten die Ausgräber den Tempel einfach nach seiner Lage in der Nähe des römischen Hafens.

Der Weg führt weiter zur Römischen Herberge, die Reisenden Speis und Trank, eine komfortable Unterkunft und ein heißen Wannenbad bot. Schlafzimmer, Wohnräume, eine funktionstüchtige Küche und eine unterirdische Vorratskammer wurden vollständig rekonstruiert.

Besonders beeindruckend ist das Badehaus der Herberge mit seinen Becken und farbenprächtigen Wandmalereien. Es ist bis heute weltweit die einzige Anlage, die originalgetreu wie in der Antike befeuert werden kann. Bei plätscherndem Wasser und Dampf geschwängerter Luft kann man sich hier leicht die Genüsse vorstellen, die die Römer in den unterschiedlich beheizten Becken und bei wohligen Massagen so sehr geschätzt haben.

Keine große römische Stadt konnte ohne mächtige Mauern und Tore bestehen. In Xanten gibt es neun begehbare Türme und auch Abschnitte der hohen Stadtmauer sind rekonstruiert und begehbar; wirkten und wirken damals wie heute sehr machtvoll. Wer das Stadttor mit seinen steilen Treppen erklimmt, bekommt dafür einen Ausblick über das Parkgelände und die niederrheinische Landschaft. Für junge Besucher gibt es das römische Spielehaus und einen großen Abenteuerspielplatz.

Die Römischen Wochenenden in Xanten sind besonders für Familien interessant. Von Mai bis September zeigen samstags und sonntags Köche, Schmiede, Gladiatoren, Legionäre und andere römische Akteure ihre Kunst und halten – sozusagen lebendige Archäologie.

Info: Archäologischer Park Xanten, Am Amphitheater, 46509 Xanten, Tel. (02801) 9889213, www.apx.lvr.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Worte für alle
Worte für alle
lit.Cologne: Die Welt der Literatur in KölnWorte für alle