Contra-Kreis-Theater Auf der Couch mit Mutti

Bonn · Juli Zehs groteske Komödie über die große Koalition ist ab Donnerstag im Contra-Kreis-Theater zu sehen. Nina Vorbrodt spielt die Kanzlerin.

 Die magische Raute: Nina Vorbrodt (3. v. l.) als Angela „Mutti“ Merkel mit (von links) Dorkas Kiefer, Gerhard Fehn und Frank Büssing.

Die magische Raute: Nina Vorbrodt (3. v. l.) als Angela „Mutti“ Merkel mit (von links) Dorkas Kiefer, Gerhard Fehn und Frank Büssing.

Foto: Contra Kreis

Bonn, 15 Uhr, die Knopfjacke sitzt. Sattgelb ist sie, passend zur schwarzen Hose: damit – wenn Nina Vorbrodt sich auf das rote Sofa setzt – denn auch alles stimmt. Sie ist „Mutti“ in der gleichnamigen, grotesken Komödie von Juli Zeh und Charlotte Roos, die am Donnerstag, 27. Oktober, Premiere im Bonner Contra-Kreis-Theater feiert. Das wird Vorbrodts Debüt auf dieser Bühne. Und sollte sich angesichts der ungewöhnlichen Nähe zum Publikum Lampenfieber bemerkbar machen – eine wie Mutti sitzt so etwas einfach aus.

Diese Art vermeintlicher Bewegungslosigkeit mag es denn auch gewesen sein, die die Bonner Schriftstellerin Juli Zeh vor gut zwei Jahren inspiriert – oder auch angestachelt – hat, die Kanzlerin zu einer der Hauptfiguren eines Theaterstückes zu machen. Allen Unkenrufen zum Trotz, die große Koalition werde bis zur Uraufführung vielleicht gar nicht mehr halten.

„Diesbezüglich müssen wir uns nun keine Sorgen mehr machen“, bringt es Regisseur René Heinersdorff auf den Punkt. „Wenn es jetzt in Berlin knallt – das tut es bei uns auf der Bühne ja auch.“ Sei's drum. Theaterleiter Horst Johanning und er hatten vollstes Vertrauen in die Regierenden.

Wobei auch im Stück die Zeichen auf Sturm stehen. Sigmar (Gerhard Fehn) ist von den ständigen Querelen entnervt. Der Horst (Frank Büssing) schießt permanent aus München quer, und Mutti sagt gar nichts dazu. Die Ursula – wunderbar stilecht in Kostüm und Maske: Dorkas Kiefer – macht sowieso alles, was Mutti nicht sagt. Und niemand hört auf Sigmar. Das kann so nicht weitergehen, also wird ein Therapeut (Claus Thull-Emden) eingeschaltet.

Ob freilich eine sogenannte Familienaufstellung der richtige Ansatz ist, um Mutti ihre eigenmächtigen Entscheidungen oder auch Nicht-Entscheidungen abzugewöhnen ? Fraglich, aber für die Zuschauer in jedem Fall vergnüglich. „Was wir ihnen zeigen, sind keine Karikaturen, sondern das Persönliche hinter dem öffentlichen Image“, betont Heinersdorff, der im Stück einen Cameo-Auftritt als Fußball-Nationaltrainer bekommt. Denn dass alle „Patienten“ in der Gruppensitzung ständig auf ihr Smartphone stieren, um zu schauen, wie sich Löws Jungs denn so schlagen, macht den Job des Therapeuten nicht eben leichter. Aber das hat ja auch keiner behauptet.

Mutti: Premiere am 27. Oktober, 20 Uhr, im Contra-Kreis-Theater, weitere Vorstellungen bis 27. November

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