Bonner Pantheon Anarchophobie ist die Angst vor Spinnern

Bonn · Philip Simon stellt sich im Pantheon vor. Im Gepäck hat der Niederländer seine Analysen, Schlussfolgerungen und einen Revolver.

 Kabarettist Philip Simon mit Smith & Wesson im Pantheon. FOTO: KCT

Kabarettist Philip Simon mit Smith & Wesson im Pantheon. FOTO: KCT

Foto: Thomas Kölsch

Er kommt mit einem Revolver auf die Bühne. Und legt ihn die gesamte erste Hälfte nicht aus der Hand. Spielt mit dem Revolver herum, als wolle er im nächsten Augenblick das Feuer eröffnen. Philip Simon, der hochdekorierte niederländische Politkabarettist, wählt dann freilich das Wort zu seiner Waffe. Ohne dabei den lateinischen Ursprung (revolvere) zu vernachlässigen: Anstelle der Trommel mit Patronen wälzt Simon bundesdeutsche Befindlichkeiten um. Im Pantheon präsentiert er sein neues Programm „Anarchophobie – Die Angst vor Spinnern“.

Schlanke 85 Minuten dauert Philip Simons neues Solo, das ist in seiner Spielklasse vergleichsweise wenig Bühnenzeit. Die Notizkladde des Autors ist jedoch so vollgeschrieben wie lange nicht mehr. Simon hat seine Analysen und Schlussfolgerungen enorm verdichtet und komprimiert. Vieles ist bestechend plausibel und kabarettistisch brillant auf den Punkt gebracht – und vieles ist zum Kopfschütteln. „Plötzlich reden alle über Fake News, als hätte es die Bild-Zeitung nie gegeben“, sagt er zum Beispiel. Ein sicherer Lacher. Bloß: „Fake News“ sind in ihrer globalen und flächenbrandartigen Ausbreitung ein Produkt von asozialen Hetzwerken wie Facebook, Twitter und Co. – und haben nichts mehr mit einem nostalgisch anmutenden Feindbild à la Bild-Zeitung zu tun.

An anderer Stelle macht sich Simon über Menschen lustig, denen Yoga gut tut – und bedient mit diffusen Esoterikverweisen im Grunde nichts anderes als stiernackige Stammtischpositionen. Irritierend auch seine Verachtung für Menschen, die sich bewusst für Bio-Produkte entscheiden. 7,5 Milliarden Euro hätten die Deutschen im Vorjahr dafür ausgegeben. „Das Problem ist nur: Die Anbauflächen wachsen kaum. Also muss immer mehr Bio importiert werden“, sagt Simon. „Aber nich' auf 'nem Pony oder in 'nem Kanu, sondern im Lkw und Flugzeug.“ Das mag sein – nur ist der Weg des Bio-Verbrauchers deshalb immer noch richtig. Nicht er muss sich ändern, sondern Produktions- und Vertriebswege müssen sich langfristig entwickeln.

21 Punkte gebe es bei „Scrabble“ für das Wort „alternativlos“. Simons Horrorvision: „Wir werden so lange Merkel wählen, bis die Medizin so weit ist, dass der Kohl wieder übernehmen kann.“

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