Neue CD von Paul McCartney Alles außer Beatles

Bonn · Paul McCartneys Best-of-Album „Pure McCartney“ mit Hits aus über vier Jahrzehnten erscheint am Freitag. Allerdings beschenkt Sir Paul seine Fans mit keinem einzigen brandneuen Stück.

 Paul McCartney bei einem Konzert in Madrid am 2. Juni 2016

Paul McCartney bei einem Konzert in Madrid am 2. Juni 2016

Foto: dpa

Als Paul McCartney vor wenigen Wochen sein umjubeltes Konzert in der Düsseldorfer Esprit-Arena gab, konnte er vor allem mit den alten Beatles-Hits punkten. Drei Viertel des fast dreistündigen Programms bestückte er mit Hits von „Lady Madonna“ bis „Something“ und riss damit das Publikum mit. Viel mehr als mit den jüngeren Nummern. Keine schmeichelhafte Bilanz für einen Künstler, der nach der Beatles-Ära, also seit 1970, eine zweite Karriere mit den Wings und eine dritte solo hinlegte.

Am 18. Juni wird Sir Paul 74, seine Fans beschenkt er aber schon heute – mit einer Doppel-CD und einer Deluxe-Edition mit vier CDs, die ganz ohne Beatles auskommen. „Pure McCartney“ heißt das Album, das Sir Pauls Lieblingsstücke aus mehr als fünf Jahrzehnten versammelt. Ganz ohne Beatles funktioniert das natürlich nicht. „Maybe I'm Amazed“ von 1970, gleich das erste Stück, ist ein wehmütiger Nachklang, eine wunderbare Erinnerung an die Fab Four und das Album „Abbey Road“. Auch „Uncle Albert“ (1971) ist noch Beatles pur. Doch dann kommt die Wende. Mit dem Bond-Song „Live And Let Die“(1973), mit „Nineteen Hundred And Eighty Five“ (einem von mehreren Hits des 1973er-Albums „Band On The Run“) und den „Silly Love Songs“(1976) erreicht McCartney den Höhepunkt seiner zweiten Karriere.

Der Fan kann sich bei diesen gefühlvollen Balladen, rockigen Stücken und dem Zeitgeist geschuldeten Pop-Nummern, den Höhepunkten aus McCartneys höchst kreativer Post-Beatles-Zeit, satthören, erlebt den Wandel einer charismatischen Stimme, aber auch eine gewisse musikalische Ermüdung in den 1980ern. Die wird allerdings 1983 durchbrochen von „Say Say Say“ mit Michael Jackson (auf der CD zu hören als 2015 veröffentlichte Radioversion). Wunderbare Hits wie „My Valentine“, 2012 aufgenommen mit Eric Clapton und Diana Krall, und „Hope For The Future“ (2014) markieren jüngere Höhepunkte einer Karriere, die noch kein Ende zu finden scheint.

Allerdings beschenkt Sir Paul seine Fans mit keinem einzigen brandneuen Stück. Dafür gibt es schöne „Remixes“, etwa von „Here Today“ und „Wanderlust“, beide von dem 1982er Album „Tug Of War“. Fans werden einige bedeutende Stücke vermissen; auch dass das wichtige Album „Flower In The Dirt“ keinerlei Spuren auf „Pure McCartney“ hinterlassen hat, dürfte irritieren.

Kristallisiert sich ein Lieblingsalbum heraus, das McCartney uns noch einmal ans Herz legen will? Ja, es ist das 1997 herausgekommene „Flaming Pie“, von dem er acht Songs von insgesamt 67 der Deluxe-Edition spielt. Ganz unverständlich ist diese Bevorzugung nicht. „Flaming Pie“ war das letzte Album, das McCartney mit seiner geliebten Linda aufnahm, die im Jahr darauf an Brustkrebs starb.

So sehr Sir Paul die höchst produktive Zeit mit Linda hochleben lässt, so beharrlich tilgt er die Spuren der zweiten Gattin Heather Mills (deren Scheidung 2008 den Ex-Beatle 32 Millionen Euro kostete): Das mit einer Heather-Widmung garnierte Album „Driving Rain“ (2001) fand keinen Platz in „Pure McCartney“.

Paul McCartney: Pure McCartney als 2-CD-Album und 4-CD-Deluxe-Edition, Universal.

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