Kommentar Vor einem Militärschlag in Syrien - Zu spät

Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass die Supermacht USA mit ihren angekündigten Raketenangriffen der syrischen Regierung ein paar gezielte Nackenschläge verpasst, worauf der Syrien-Konflikt anschließend so weitergeht wie bisher. Sollte es zu einem Militärschlag der USA kommen, wird dies ein Wendepunkt sein. Viel spricht dafür, dass die Lage anschließend eher schlimmer als besser wird.

Nachbarstaaten wie die Türkei hoffen, dass das Eingreifen der USA den Anfang vom Ende des Assad-Regimes markieren wird. Eine durch US-Raketen geschwächte Militärmaschinerie der syrischen Regierung werde den Rebellen helfen, das Regime in Damaskus rasch zu stürzen, lautet das Argument.

Genauso gut möglich ist es jedoch, dass Assads Verbündete, der Iran und die libanesische Hisbollah, noch intensiver als bisher intervenieren, um den Präsidenten zu stützen. Auch Vergeltungsschläge Syriens gegen US-Verbündete wie die Türkei oder Israel sind denkbar. Assad selbst warnt schon lange vor einem regionalen Flächenbrand, sollte das Ausland angreifen.

Die Regierungen in Washington und London tun so, als gehe es um einige "saubere" Schläge gegen Assad, die dem Regime klarmachen sollen, dass der Einsatz von C-Waffen nicht akzeptabel ist. Für solche Signale ist es in Syrien nach zwei Jahren Bürgerkrieg und 100.000 Toten viel zu spät. Eine politische Vision für eine Lösung in Syrien hat auch heute niemand. Solange diese Vision und die Entschlossenheit zu ihrer Durchsetzung fehlen, werden Raketen wahrscheinlich alles noch viel schlimmer machen.

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