Kommentar Der SPD-Wahlkampf - Szenen einer Ehe

Berlin · Die SPD hat am Wochenende Einblick in ihr Innenleben gegeben, wie sie es nur selten tut. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Es gab gewissermaßen zwei Szenen einer Ehe. Szene eins galt der wirklichen Ehe des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück.

Was als Konferenzgag gedacht war, wurde zu einem der bewegenderen Momente in der Wahlkampfgeschichte. Steinbrücks Frau Gertrud schilderte in Berlin schnörkellos die Umstände der Kandidatur (und ihre entsetzte Reaktion darauf) und die Belastungen, denen sich das Ehepaar Steinbrück dadurch ausgesetzt sieht.

So schnörkellos, dass sie den angeblich so forschen, frechen und harten Peer Steinbrück zu Tränen rührte und sprachlos machte. Warum tut sich jemand im Rentenalter so etwas an? Die Frage wird sich Steinbrück in den vergangenen Tagen öfter gestellt haben.

Denn es läuft alles andere als rund in der Kampagne - und das hat - Szene zwei der Ehe - mindestens so viel mit seiner Partei wie mit den bösen Medien zu tun. Steinbrück sah sich jedenfalls genötigt, den Parteivorsitzenden öffentlich zu Loyalität aufzufordern.

[kein Linktext vorhanden]Das ist - keine 100 Tage vor der Wahl - ein Alarmzeichen für den Zustand der Partei. Und so glaubhaft und ehrlich Gertrud Steinbrücks Schilderung war, so unglaubhaft wirkte gestern Sigmar Gabriels verniedlichende Reaktion. Die "politische Ehe" zwischen beiden sei intakt.

Das glaubt noch nicht mal der gemeine Sozialdemokrat. Da macht sich heute schon jemand aus dem Staube, um für die drohende Wahlniederlage nicht verantwortlich gemacht zu werden. Peer Steinbrück kann einem manchmal leid tun.

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