Kommentar Steinbrücks Wahlziel - Griff in die Wundertüte

BERLIN · Peer Steinbrück muss an den Wahlsieg glauben. Sonst könnte er gleich einpacken. Im direkten Vergleich mit Angela Merkel liegt der SPD-Kanzlerkandidat einige Meilen zurück.

Auch im Vergleich der Volksparteien Union und SPD klafft derzeit eine große Lücke zum Nachteil der Sozialdemokraten. Doch mindestens 50 Prozent eines Wahlkampfes sind Psychologie, und dazu wiederum gehört auch die Autosuggestion.

Steinbrück macht sich in dieser für ihn wie für seine Partei nicht sehr hoffnungsfrohen Lage Mut mit einem Blick in die Vergangenheit. 2002 drehte die Wahlkampfmaschine Gerhard Schröder (mit Unterstützung eines Joschka Fischer) die Stimmung. Am Ende fehlten Unionskandidat Edmund Stoiber (CSU) wenige Tausend Stimmen. Ein Wimpernschlag nur, und die Karriere einer Angela Merkel hätte es so nie gegeben.

Jetzt will Steinbrück eine Neuauflage der wundersamen rot-grünen Erfolgsstory von 2002. Dabei weiß er: Geschichte wiederholt sich nicht. Normalerweise. Steinbrücks Rechnung geht so: Man hole die Kleinigkeit von vier bis fünf Millionen Wählern zur SPD zurück, und die Sache wäre geritzt. Wenn es nur so einfach wäre.

Nur um die Größenordnung zu erklären: Das Ziel der Grünen bei dieser Wahl sind insgesamt sechs Millionen Wähler, was ungefähr 14 Prozent Zustimmung entspräche. Es stimmt schon: Nichts ist unmöglich. Und Merkels Wahlsieg ist mitnichten ausgemacht. Aber es wäre schon ein tiefer Griff in die Wundertüte, wenn Steinbrück in dieser Größenordnung für die SPD mobilisieren könnte.

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