Kommentar Russland und die Ukraine - Höchste Kriegsgefahr

Nach den Separatisten begräbt nun auch Kiew die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der ostukrainischen Krise. Seit Wochen melden die ukrainischen Medien Siege ihrer Regierungstruppen gegen die prorussischen Separatisten.

Seit Wochen stellen sich diese martialischen Meldungen als glatte Enten raus, oder entpuppen sich als peinliche Reinfälle: Da fliegen Transporthubschrauber Elitekämpfer in das Epizentrum der Aufstände um die Kreisstadt Slawjansk ein. Die stehen mehrere Stunden tatenlos auf dem Flughafen herum und fliegen dann wieder davon. Oder Fallschirmjäger lassen sich von prorussischen Volksmengen Waffen und Schützenpanzer abnehmen.

Jetzt aber sieht es so aus, als hätte Kiew wirklich ernst gemacht. Ukrainische Soldaten eroberten gestern drei der fünf Straßensperren, hinter denen sich Slawjansk verbarrikadiert hat. Außer rauchenden Trümmern soll es Tote gegeben haben. Eine richtige militärische Operation also. Sie könnte der Beginn einer langen Belagerung oder das Vorspiel zu einem Sturmangriff auf die Donezker Rebellenhauptstadt sein.

Damit hat nach den Separatisten auch Kiew das Genfer Abkommen begraben, die friedliche Lösung des Konfliktes zwischen der ukrainischen Zentralmacht und den russischsprachigen Rebellen sowie deren Moskauer Hintermännern. Der Konflikt eskaliert. Krieg scheint unvermeidlich. Bleibt nur die Frage, ob es ein ukrainischer Bürgerkrieg wird. Oder ob Russland ganz offiziell einmarschiert. So oder so, der Ukraine droht ein Blutbad.

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