Kommentar Italien - Absurd

Mit Gerechtigkeit hat die Entscheidung der Mailänder Richter nichts zu tun, eher mit falscher Rücksichtnahme auf eine brisante politische Situation. Sonntag entschied das Gericht, dass der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi in einem Heim für Behinderte und Senioren Sozialstunden leisten muss.

Das ist die Konsequenz aus seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs im Zusammenhang mit seinem Medienunternehmen Mediaset. Ein Jahr lang, bei guter Führung vielleicht nur zehn Monate, wird der 77 Jahre alte Senior einmal in der Woche vier Stunden lang hilfsbedürftige Senioren betreuen.

Die Strafe wirkt milde und absurd. Hält der psychisch und physisch angeschlagene Berlusconi weiter durch, bedeutet die Entscheidung der Mailänder Richter keineswegs das Ende seiner politischen Karriere. Im Frühjahr 2015 erhält Berlusconi, der die Vollstreckung seiner Strafe im Hausarrest befürchtete, seine politische und persönliche Bewegungsfreiheit komplett zurück.

Schon jetzt haben ihn die von ihm als "Mafia" und seit Jahrzehnten als "Kommunisten" beschimpften Richter mit Samthandschuhen angefasst. An drei Tagen pro Woche kann Berlusconi wie von ihm beantragt nach Rom reisen und sich um seine im Umfragetief steckende Partei "Forza Italia" kümmern.

Vielleicht darf er sich sogar mit Videobotschaften oder gar höchstpersönlich im Wahlkampf zur Europawahl engagieren. Ohne den Einsatz Berlusconis, der auf seine Wähler wie eine Ikone wirkt, würde seine Partei, die noch vor Monaten die Regierung mittrug, zur Bedeutungslosigkeit verkommen.

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