Kommentar Griechenland: Neues Bild vom Staat

Griechenland ist noch nicht gerettet. Es scheint nicht einmal sicher, dass dieser Durchbruch gelingt, wenn das dritte Hilfspaket, das noch vor einigen Jahren niemand wollte, beschlossen wird.

Weil die Geldgeber längst das Vertrauen in die Reformfähigkeit des Landes, vor allem aber in die Regierung von Alexis Tsipras, verloren haben.

Das hat weder mit der Person noch seiner linken politischen Herkunft zu tun. Aber der Berg der Herausforderungen, den Griechenland auf dem Weg zu einer Sanierung bewältigen muss, ist schier unüberwindbar. Natürlich geht es um einen Umbau des Rentensystems, des Arbeitsmarktes, der Verwaltung. Aber vielmehr noch muss sich die Einstellung zum Staat ändern, der nicht länger eine Mischung aus Selbstbedienungsladen und Vollversorger sein kann und der vor allem auch kein Stolperstein für Investoren und Unternehmungsgeist bleiben darf.

Wie eine solche neue Mentalität, ein solcher Ruck für Selbstverantwortung wachsen sollen, wenn die Regierung selbst nicht von dem überzeugt ist, was sie da exekutiert, ist nicht erkennbar. Die Geldgeber müssen Bedingungen und Auflagen aushandeln, als Inspiratoren eignen sie sich nicht. Ob das reicht, um nicht nur ein paar Wochen zu überleben, darf man bezweifeln.

Regierungschef Tsipras muss den Griechen schnelle Einschnitte und neue Opfer abverlangen, die durch die nur behutsam möglichen Fortschritte nicht aufgewogen werden. Das ist die eigentliche griechische Tragödie - trotz Hilfspaket und offensichtlichem Verbleib im Euro.

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