Kommentar Gipfel der Euro-Finanzminister - Ein starkes Europa

Die Zahl derer, die den Montag als wahrhaft historischen Tag in der europäischen Geschichte wahrgenommen haben, dürfte bestenfalls gering sein. Mit der Errichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) ist mehr Angst als Zuversicht verbunden.

Dabei betritt die Währungsunion nach immer neuen Hilfspaketen und Rettungsschirmen mit dem ESM weitgehend Neuland. Zum ersten Mal verfügt die Union derer, die den Euro bereits eingeführt haben, über ein Finanzinstrument, das mit dem Internationalen Währungsfonds vergleichbar ist - nicht nur ein Netz für strauchelnde Mitgliedstaaten, sondern auch eine Versorgungskasse für zeitweise klamm gewordenen Regierungen, die für frisches Geld Rekordzinsen zahlen müssen.

Das ist in der Tat ein historischer Schritt für Europa. Nie zuvor haben sich diese Länder so viel gegenseitigen Beistand versprochen und dadurch klar gemacht, dass sie sich auch von Spekulanten nicht auseinander dividieren lassen.

Dass der ESM nur allzu gerne von den Untergangspropheten genutzt wird, um das Ende unserer Währung sowie das Ausbluten Deutschlands zu beschwören, gehört zum Szenario. Tatsächlich aber hat die Bundesrepublik mit ihrem Anteil an der Krisenbewältigung bisher nur Vorteile erwirtschaftet. Mehr noch: Wir verdienen nicht nur prächtig an den Zinsen für ausgegebene Kredite, sondern auch noch an den damit finanzierten Investitionen. Der Export-Vize-Weltmeister nimmt, wenn er gibt.

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