Kommentar Geiselnahme in Sydney - Besonnen

Sydney kann (fast) überall sein - zumindest in der westlichen Hemisphäre. Dass ein bewaffneter radikaler Islamist in ein Café eindringt, Geiseln mit dem Tode bedroht, am Ende neben ihm weitere Menschen sterben und mehrere Schwerverletzte zu beklagen sind - das hätte genauso gut in New York, Paris, Berlin oder in Bonn geschehen können.

An dieser Erkenntnis ändert nichts, dass der Geiselnehmer diesmal ein offenbar eher wirrer Einzeltäter war und wohl nicht vernetzt zu sein scheint mit global operierenden pseudo-religiösen Mörderbanden vom Schlage IS oder Al Kaida. Auch ihn hat deren blutiger Dschihad gegen westliche Werte bereits in der Vergangenheit zu Hasstiraden gegen australische Soldaten inspiriert, die in Afghanistan internationalen Terrorismus bekämpften und dabei fielen.

Und die "Kofferbomber von Köln" gehörten ebenfalls in die Kategorie Einzeltäter und hätten doch Verheerendes angerichtet, wäre ihr Sprengsatz im Juli 2006 nicht schlampig gebaut gewesen. Sie hatten mit geplantem Massenmord auf Mohammed-Karikaturen geantwortet.

Solch dramatische Ereignisse zeigen, dass sich der Hass militanter Ideologen nicht nur am fernen Hindukusch oder im Nahen Osten verheerend auswirkt, sondern uns täglich vor der Haustür ereilen kann. Gut nur, wenn dennoch Menschen so besonnen handeln wie in Australien: wo Bürger tätige Solidarität mit Übergriffe fürchtenden, friedlichen Muslimen übten, die mit dem Wahnsinn islamischer Extremisten nichts zu tun haben. Das ist vorbildlich. Für Sydney und überall.

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