Kommentar Der Mali-Konflikt - Kein zweites Afghanistan

Wenn es eine Lehre aus dem internationalen Afghanistan-Einsatz gibt, dann diese: Fremde Länder lassen sich nicht allein durch militärische Einsätze befrieden. Sondern dem Krieg gegen das Unrecht und den Terror müssen humanitäre Hilfe, wirtschaftliche Entwicklung, Versöhnung und demokratische Fortschritte folgen.

Das ist in Mali nicht anders, wo sich die internationale Gemeinschaft vorgenommen hat, ein "zweites Afghanistan" zu verhindern. Die gewaltbereiten Islamisten aus dem Umfeld Al-Kaidas, die nun auch aus der berühmten Weltkulturstadt Timbuktu vertrieben wurden, werden sich in die unendliche Sahara zurückziehen.

Die wenigen Städte in Nordmali lassen sich zwar militärisch sichern, machen aber nicht einmal ein Prozent der malischen Wüste aus. Die Gefahr, dass der Malikonflikt in einen zähen Guerillakrieg mündet, ist entsprechend groß. Die Gemengelage wird noch schwieriger, wenn man weiß, dass die malische Armee, die zusammen mit Frankreichs Soldaten gegen die Islamisten vorrückt, nicht überall willkommen ist.

Die Erinnerung an Grausamkeiten, mit denen malische Soldaten in früheren Jahren gegen die Aufstände der im Norden lebenden Tuareg-Nomaden vorgingen, ist vielerorts nicht vergessen.

Mali war also nie ein geeintes Land. Und wird es auch so schnell nicht werden, wenn nicht irgendwann eine demokratisch gewählte Regierung in der malischen Hauptstadt Bamako im Süden endlich für Brüderlichkeit und Versöhnung mit dem Norden sorgt.

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