Kommentar Chinesisches Wirtschaftswachstum: Lähmende Angst

Keine guten Nachrichten aus China: Erst rauschen Schanghais Aktien in den Keller. Und nun verfehlt die Volksrepublik auch noch ihr selbstgestecktes Wachstumsziel. Chinas Wirtschaft ist mit 7,3 Prozent im vergangenen Jahr so langsam gewachsen wie seit 24 Jahren nicht.

Die Wachstumsschwäche hat konjunkturelle Ursachen: Abgesehen von den USA, läuft es mit der Weltwirtschaft insgesamt nicht rund. Euro-Schwäche und das wirtschaftlich vor sich hin dümpelnde Japan tragen zusätzlich dazu bei, dass die chinesische Volkswirtschaft auch 2015 kaum stärker in Schwung kommen wird. Das ist nicht verwunderlich: Jeder Ökonom weiß, dass zweistellige Wachstumsraten, wie China es viele Jahre gewohnt war, nicht ewig anhalten.

Doch Chinas Flaute hat auch politische Gründe. Immer mehr zeichnet sich ab, dass die seit fast zwei Jahren anhaltende Anti-Korruptionskampagne der chinesischen Führung inzwischen auch das Wirtschaftslebens lähmt. Seit Beginn dieser Kampagne ist die Parteispitze gegen mehr als 100.000 Beamte und Parteisekretäre vorgegangen.

Das hat zugleich dazu geführt, dass sich in Amtsstuben und den Staatsbetrieben kaum einer mehr traut, Entscheidungen zu fällen. Selbst in chinesischen Regierungskreisen ist von einer "allgemeinen gesellschaftlichen Erstarrung" die Rede. Der deutschen Wirtschaft, die sich in den vergangenen Jahren immer abhängiger vom Reich der Mitte gemacht hat, sollten die Alarmglocken schrillen. Eine freie Marktwirtschaft ist China noch lange nicht.

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