Kommentar Cannabis-Konsum - Irrweg

Düsseldorf · Wer den Konsum von Cannabis enttabuisiert, der sendet ein falsches Signal. Verbote signalisieren dem Erstkonsumenten, dass er illegal handelt.

Eine Freigabe, auch eine kontrollierte, wirkt hingegen wie ein Unbedenklichkeitssiegel. Längst zählen Cannabis, Marihuana und Haschisch zu den beliebtesten "weichen" Drogen - bisher fehlt jeder Beweis, dass Cannabis ungefährlich ist. Mit der Bagatellgrenze von zehn Gramm Eigenbesitz hat die NRW-Landesregierung schon vor vier Jahren die Tür weit geöffnet. Zwar muss die Polizei auch bei einem Gramm aktiv werden, der Staatsanwalt nimmt aber wegen Geringfügigkeit meist keine Ermittlung auf. Damit ist das urgrüne Ziel der Freigabe faktisch fast erreicht.

Die Verharmlosung von Cannabis bleibt ein Problem. Mit Feldzügen gegen das Rauchen, Schockbildern auf Zigarettenpackungen und Rauchverboten in Kneipen, ist der Anteil der Paffer gerade unter jungen Leuten kräftig gesunken. Die Zigarette ist schlicht "uncool" geworden. Wie passt das mit Plänen zur kontrollierten Cannabis-Freigabe zusammen? Im holländischen Mekka der Joints wird die liberale Praxis in den Coffeeshops gerade wieder verschärft, um den Drogentourismus einzudämmen.

Dass das Kiffen zum Einstieg in harte Drogen führt, ist noch unklar. Es reicht aber schon, dass bei 60 Prozent derer, die sich erstmals in eine Suchtbehandlung begaben, Cannabis an vorderster Stelle stand. Eine drogenfreie Gesellschaft ist eine Illusion - dafür sorgt schon der hohe Alkoholkonsum. Die zusätzliche Einladung zum Kiffen aber bleibt ein Irrweg.

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