Strompreise: Schwierige Kompromisssuche von Bund und Ländern

Berlin · Bei Suche nach Maßnahmen gegen den Strompreisanstieg haben sich Bund und Länder angenähert. Ein rascher Durchbruch beim Energiegipfel mit konkreten Beschlüssen gilt jedoch als unwahrscheinlich.

 Werden sich die Ministerpräsidenten auf eine gemeinsame Linie für eine Strompreisbremse einigen können? Foto: Federico Gambarini

Werden sich die Ministerpräsidenten auf eine gemeinsame Linie für eine Strompreisbremse einigen können? Foto: Federico Gambarini

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Am Donnerstag beriet Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihren zuständigen Ministern und den Ministerpräsidenten, wie die Verbraucher bei der Energiewende entlastet werden könnten.

In fünf Verhandlungsrunden hatte eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern Konsensmöglichkeiten zur geplanten Strompreisbremse ausgelotet. Vor allem bei der Ökostrom-Umlage zeigten sich Kompromisschancen. Das Problem ist, dass diese Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) steigt, wenn mehr Ökoenergie erzeugt wird. Denn der Börsenstrompreis sinkt dann, den Anbietern ist aber eine feste Vergütung garantiert. Ohne Gegensteuern könnte die Umlage laut Regierung noch in diesem Jahr von 5,28 auf bis zu 7 Cent je Kilowattstunde steigen.

Stand der Verhandlungen war nun, energieintensive Unternehmen mit bis zu 700 Millionen stärker an der Umlage zu beteiligen. Rösler und Altmaier einigten sich auf den Vorschlag, folgende Branchen herauszunehmen: Schienenbahnen, Kohlebergbau und Nahrungsmittelindustrie.

Streit gab es noch in der Frage eines Beitrags der Ökostrom-Anbieter. Eine erwogene Kürzung von bereits zugesagten Vergütungen bestehender Anlagen ist vom Tisch. Strittig ist, ob etwa Boni für Windanlagen gestrichen werden. Dies brächte zusammen mit weiteren Punkten 200 Millionen Euro. Eine Kürzung der Vergütung für Neuanlagen in den ersten Monaten brächte 500 Millionen Euro.

SPD und Grüne gingen mit der Forderung in die Verhandlungen, dass die Stromsteuer, die dem Bund zufließt, um 25 Prozent gesenkt wird. Das würde die Verbraucher um rund 1,6 Milliarden Euro entlasten. Die Ausgaben für Windkraft an Land sollen laut einem der dpa vorliegenden Papier um 200 Millionen Euro verringert werden.

Um 500 bis 800 Millionen Euro gekürzt werden könnte laut Rot-Grün eine Liquiditätsreserve, die verhindern soll, dass ein ins Minus rutschendes EEG-Konto über teure Bankkredite finanziert werden muss. Dieser Punkt wurde auch in den bisherigen Bund-Länder-Verhandlungen diskutiert. Wie stark energieintensive Unternehmen belastet werden sollen, ließen SPD und Grüne noch offen. Strittig sind etwa Ausnahmen für den Bahnverkehr, weil hier die Ticketpreise steigen könnten.

Die Grünen wollen zudem die CO2-Verschmutzungsrechte verknappen. Die C02-Zertifikate sollen in der EU später als geplant versteigert werden, weil ein Überschuss an Emissionsrechten den Preis für dieses Klimaschutzinstrument in den Keller getrieben hatte. Dies will auch Altmaier, Rösler ist dagegen.

Rösler setzt auf eine gemeinsame Lösung für den Ausbau der Stromnetze. Hier habe es in den vergangenen Monaten auf Bundesseite erhebliche Fortschritte gegeben. "Den Ausbau können wir weiter beschleunigen, wenn die Länder bei den neuen übergreifenden Trassen die Planung auf den Bund übertragen", sagte Rösler der dpa.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte in der ARD: "Ich glaube, dass ein Kompromiss möglich ist, aber dafür muss sich die Bundesregierung jetzt bewegen." Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte der dpa: "In der Vergangenheit ist es bislang gelungen, in Übereinstimmung mit der Bundesregierung Vereinbarungen zur Energiewende zu treffen." Darauf baue sie jetzt wieder.

Saarlands Energieminister Heiko Maas (SPD) sagte der dpa, ein Ergebnis wäre ein wichtiges Signal an Bürger und Wirtschaft. Bei der Stromsteuer müsse sich der Bund bewegen. Baden-Württemberg fürchtet eine Verlangsamung des Ökostrom-Ausbaus. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sagte der dpa: "Es geht darum, das Schlimmste zu verhindern."

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