Kommentar Todesstrafe in Ohio - Aus Recht wird Rache

Zynischer geht es nicht: Die Behörden des US-Bundesstaates Ohio haben Kritikern der Todesstrafe gezeigt, wie wenig es ihnen imponiert, wenn Pharmaunternehmen die bisher als notwendig erachteten Inhaltsstoffe für die Giftspritzen nicht mehr liefern.

Wenn Substanzen wie Thiopental oder ersatzweise Pentobarbital, die für einen vermeintlich humanen Tod sorgen sollten, nicht zur Verfügung stehen, dann wird in Ohio eben ein anderer Giftcocktail gemischt und am nächsterreichbaren Todeskandidaten ausprobiert.

Ein Menschenversuch mit vorhersehbar grauenhaftem Ausgang, zu dem Staatsanwalt Thomas Madden vor Gericht nur zu sagen wusste, die US-Verfassung gewähre "kein Recht auf eine schmerzfreie Exekution". Mit diesem Argument haben sich die Justizbehörden schon in früheren Streitfällen durchgesetzt, und sie dürfen auf den Beifall der Bevölkerungsmehrheit hoffen.

[kein Linktext vorhanden]Hinrichtungen in den USA unterscheiden sich von denen in China zumindest dadurch, dass jeder Fall langwierig überprüft wird, und an der Schuld des jetzt hingerichteten Vergewaltigers und Mörders Dennis McGuire hat nie ein ernsthafter Zweifel bestanden. Viele Amerikaner werden seine 24 Leidensminuten den Qualen seines Opfers gegenüberstellen und befinden, da sei McGuire im Saldo kein Unrecht geschehen.

Diese archaische Argumentation nach dem Muster "Auge um Auge, Zahn um Zahn" aber macht den Skandal erst richtig fassbar: Durch Hinrichtungen verliert der Rechtsstaat seine Würde. Aus Recht wird Rache. Ein Staat, der einen Mörder zu Tode quält, begibt sich auf dessen Niveau hinab.

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