Kommentar Der OECD-Bildungsbericht - Schwieriger Aufstieg

Deutschland, Land der Chancen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sieht dies etwas anders. Eine jüngste Studie der OECD belegt, was zahlreiche Bildungsexperten seit Jahren beklagen.

Danach ist das Bildungsniveau in Deutschland, also der formale Grad eines Schul- oder gar Hochschulabschlusses, stark abhängig von der sozialen Herkunft und somit vom Einkommen der Eltern. Aufstieg durch Bildung? Nur 19 Prozent sind besser ausgebildet als ihre Eltern. Dieser Befund muss Grund für eine bessere Förderung sein, jenseits von Sonntagsreden.

Deutschland ist ein reiches Land, allerdings nicht an Rohstoffen. Der wertvollste Rohstoff im Land der Erfinder ist das Wissen in den Köpfen seiner Bürger. Talente werden gebraucht. Wenn außer Deutschland nur noch die USA und Israel im internationalen Vergleich unter mehr als 30 Industriestaaten binnen einer Generation keinen nennenswerten Zuwachs bei den Hochgebildeten geschafft haben, dann bleibt die Frage: Was haben all die Förderprogramme und Fördermilliarden bewirkt? Noch immer erreichen hierzulande vergleichsweise wenige Menschen einen hohen Bildungsabschluss oder Handwerksmeistertitel - fünf Prozentpunkte unter dem OECD-Durchschnitt.

Eine Folge: Die Einkommenskluft zwischen Akademikern und Facharbeitern wächst - besonders in Deutschland. Wenn es einen relativen Schutz vor Arbeitslosigkeit gibt, dann diesen: qualifizierte Bildung. An der Möglichkeit dazu mangelt es in Deutschland nicht, wohl aber an den Rahmenbedingungen.

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