Siegburg: Früherer NPD-Kreistagsabgeordneter gibt Kindesmissbrauch vor Gericht zu

Was er seinem Opfer angetan hat, ist dem Mann auf der Anklagebank offenbar nicht wirklich bewusst: Er gibt zwar über seinen Verteidiger grundsätzlich zu, von 2001 bis 2002 die zur Tatzeit erst vierjährige Tochter seiner damaligen Freundin sexuell missbraucht zu haben.

Siegburg/Bonn. Was er seinem Opfer angetan hat, ist dem Mann auf der Anklagebank offenbar nicht wirklich bewusst: Er gibt zwar über seinen Verteidiger Reinhold Birkenstock grundsätzlich zu, von 2001 bis 2002 die zur Tatzeit erst vierjährige Tochter seiner damaligen Freundin sexuell missbraucht zu haben und bringt auch sein Bedauern darüber zum Ausdruck.

Aber bis Dezember 2009 wandte er sich immer wieder an sein heute zwölfjähriges Missbrauchsopfer und erklärte, wie sehr er sie liebe und vermisse. Und als die Bonner Jugendschutzkammer, vor der er sich nun verantworten muss, entdeckte, dass er für seine Liebesschwüre sogar eigens eine Internetseite eingerichtet hatte, wo er auch ein aktuelles Foto des Mädchens zeigte, wurde er im Januar in U-Haft genommen.

Der Mann auf der Anklagebank ist kein Unbekannter: Es ist der 37-jährige Dominique Oster aus Siegburg, der von 1999 bis 2004 für die NPD im Kreistag saß. Und mit einer Verhaftung drei Tage vor der Kreistagswahl 2004 bereits für Aufsehen sorgte: Ihm wurde Vergewaltigung vorgeworfen.

Doch das Bonner Landgericht sprach ihn im Mai 2005 frei, weil es dem Opfer nicht glaubte. Die junge Frau berichtete bereits im damaligen Prozess, Oster habe auch die Tochter seiner früheren Freundin missbraucht. Doch die 2004 erst Sechsjährige bestritt bei der Vernehmung den Missbrauch.

Erst als Ärzte bei ihr 2008 eine Viruserkrankung entdeckten, die nur durch Geschlechtsverkehr übertragen wird, sprach das Mädchen über den Missbrauch, und das Verfahren gegen Oster kam ins Rollen.

Doch genau das, was zur Übertragung des Virus führt, gibt Oster an diesem ersten Prozesstag nicht zu: den schweren sexuellen Missbrauch in Form von Vergewaltigung.

Dem Mädchen, das 2004 ins Heim kam, dann bei Pflegeeltern lebte und nun wieder im Heim ist, wird ein Auftritt vor Gericht erspart. Mit Zustimmung aller wird ihre Aussage bei der Polizei als Videoaufzeichnung im Prozess eingeführt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die Missbrauchsvorwürfe sind nicht alles, was Oster zur Last gelegt wird: Er stalkte mehr als ein Jahr eine 15-Jährige und besaß auf seinem PC Kinderpornografie der übelsten Sorte. Auch das gesteht der Mann, mit dem sich nun im Prozess auch ein psychiatrischer Gutachter beschäftigt.

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