Altes Hotel weicht einer Tagesklinik für Kinder

Land und DRK investieren drei Millionen Mark für zehn teilstationäre Plätze und die Institutsambulanz an der Hans-Frick-Straße in Bad Neuenahr-Ahrweiler

  Das Bettenhaus  wird in dem zur Ahr hin gelegenen Teil renoviert.

Das Bettenhaus wird in dem zur Ahr hin gelegenen Teil renoviert.

Foto: Vollrath

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es tut sich was in der Kurstadt. Die rege Bautätigkeit, überwiegend für die ältere Generation, setzt sich nun mit einem weiteren Objekt für Kinder und Jugendliche fort: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Landesverband Nordrhein, hat das alte und ziemlich heruntergekommene Hotel an der Hans-Frick-Straße 10 gekauft, um eine Tagesklinik mit zehn teilstationären Plätzen und die Institutsambulanz zu integrieren.

Die Erweiterung der seit 1995 bestehenden "DRK Fachklinik für Kinder und Jugendliche, Kinder- und Jugendpsychiatrie" an der Lindenstraße 3-4 war durch die enorme Nachfrage schon längst überfällig, fanden die Leitende Ärztin Eva Bergheim-Geyer und der Pädagogische Leiter mit organisatorischen Aufgaben, Karl-Heinz Ritzdorf. Umso mehr freut es sie, dass nun das alte Hotel in ihrer Nachbarschaft das Haupthaus ergänzt.

Die beiden Grundstücke grenzen in L-Form an den Gärten aneinander. So kann Bestehendes mit Neuem optimal verbunden werden, die Kinder und Jugendlichen erhalten zudem eine Spielanlage mit Spielfeldern, einen Grillplatz und viele weitere Möglichkeiten der Aktivitäten im Freien.

Dafür gab''s auch schon von der Aktion "Herzenssache" mit Frank Elsner als Pate einen warmen Geldregen von 20 000 Mark. Drei Millionen Mark, eine Hälfte vom Land, die andere vom DRK Landesverband Nordrhein, werden nun investiert. Ab Herbst erfolgt ein Teilabriss, das rechte der beiden zur Straßenseite gelegenen Gebäude wird dem Erdboden gleich gemacht und dann neu aufgebaut, das andere bleibt erhalten und wird renoviert.

Im Frühsommer 2002 wollen die engagierten Mitarbeiter dort los legen. Dann ist die ambulante und stationäre Behandlung um den teilstationären Part - die Kinder gehen nachts nach Hause - ergänzt. In der Obhut des Klinikpersonals befinden sich Kinder und Jugendliche mit psychosomatischen und psychiatrischen Erkrankungen.

"Es gibt einen riesigen Bedarf, und als Akutkrankenhaus besteht ein Versorgungsauftrag für das nördliche Rheinland-Pfalz mit den Kreisen Ahrweiler, Mayen/Koblenz, Neuwied und der Stadt Koblenz", sagt die Leitende Ärztin, selbst Mutter einer 23-jährigen Tochter und eines 16-jährigen Sohnes. Das Team um Bergheim-Geyer - immerhin mehr als 60 Stellen mit Ärzten, Psychologen, Pflegern und Erziehern sowie zwei Ärzten und drei Teilzeit-Psychologen in der zur Zeit noch im Quellenhof ausgelagerten Ambulanz - kümmert sich liebevoll um die Kinder in akuten Krisen aus allen Schichten. Essstörungen - die Fälle schnellen besorgniserregend nach oben - , Zwangsneurosen, depressive Entwicklung bis zur Selbstmordgefährdung bei Pubertätskrisen oder eine Traumatisierung nach sexuellem Missbrauch, neurotische Fehlentwicklungen mit Ängsten und Phobien, Verhaltensauffälligkeiten, Störungen des Sozialverhaltens, Zustände nach frühkindlicher Hirnschädigung oder Psychosomatosen wie Asthma-Bronchiale oder Neurodermitis werden in Bad Neuenahr-Ahrweiler behandelt.

Bergheim-Geyer: "Sieben oder acht Jahre alt sind die Kinder, wenn sie uns erstmals vorgestellt werden. Je früher ihnen geholfen wird, umso eher können wir eine Traumatisierung durch einen stationären Aufenthalt vermeiden." Ausgeschlossen sind suchtkranke Kinder und Jugendliche im akuten Abhängigkeitsstadium.

Die jungen Patienten leben in einer Gruppe von maximal zehn; der stationäre Bereich verfügt über 30 Behandlungsplätze auf drei Stationen. Die einzel- und gruppentherapeutischen Angebote werden durch Ergo- und Beschäftigungs-, Körper-, Reit- oder Musiktherapie ergänzt. Unterricht für Schulpflichtige findet in der Klinik statt und wird durch den Besuch der öffentlichen Schulen ermöglicht.

Rund 60 Tage halten sich die kleinen Patienten im Durchschnitt dort auf. Die Kosten der Behandlung werden von den Krankenkassen übernommen. "Der Druck der Krankenkassen wird immer größer. In immer kürzerer Zeit sollen wir immer mehr therapieren. Die Gesundheitsreform bedeutet auch für uns einen drastischen Einschnitt mit schleichendem Personalabbau", so Ritzdorf. Schon 1995 bei der Eröffnung der Klinik hatte Bergheim-Geyer Gesundheitsminister Florian Gerster mit auf den Weg gegeben: "Unsere Planung ist noch nicht abgeschlossen. Wir brauchen eine Tagesklinik."

Die ist nun mit acht weiteren Stellen in greifbare Nähe gerückt. Schon werden neue Pläne geschmiedet: Eine Erweiterung der Ambulanz in Adenau und eine "TÜW", eine Therapeutische Übungs-Wohneinheit.

Ein ganz besonderer Gast wird zur Eröffnung 2002 erwartet: Ruth Preiss aus Kalifornien. In Briefkontakt war die Tochter der Besitzer des früheren Hotels "Bismarck" - jetzt DRK-Fachklinik - mit der Leitenden Ärztin getreten.

Das Hotel war von den Nazis zwangsenteignet worden, und es gelang ihr auch nach dem Krieg nicht, das Haus zurück zu bekommen. Der anfänglichen Verbitterung in ihren Zeilen machte nach einem Besuch in Bad Neuenahr die Freude Platz. Freude darüber, was aus ihrem Elternhaus geworden ist: eine Einrichtung, die sich engagiert um junge Menschen kümmert.

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