Großkunstprojekt "Endstation" in Königswinter Werke werden im stillgelegten Krankenhaus versteigert

KÖNIGSWINTER · Das Ende ist besiegelt. Das Wort "geschlossen" sprayte Jan Thienemann (11) mit roter Farbe in Großbuchstaben auf die Glastür vom alten Krankenhaus Sankt Josef. Der CJD-Schüler "spielte" damit den letzten "Ton" beim "Zäpfchenstreich" für das Großkunstprojekt "Endstation".

 Auktionator Thomas Heyer (Mitte) und Franca Perschen (links) bringen Kunst unter den Hammer.

Auktionator Thomas Heyer (Mitte) und Franca Perschen (links) bringen Kunst unter den Hammer.

Foto: Werner Melsbach

Der Elfjährige wohnt in der Nachbarschaft und wurde so nun noch in letzter Minute vom regelmäßigen Besucher zum Mitstreiter der mehr als 140 Künstler aus 15 Nationen, die innerhalb des vergangenen Jahres aus einem stillgelegten Krankenhaus einen Kunsttempel machten, der seit April weit mehr als 7000 Besucher anlockte.

"Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!" In den letzten Stunden von "Sankt Josefs letztem Sommer" konnten sich Interessierte noch ein Andenken ersteigern. Jeder Künstler stellte ein Objekt zur Verfügung, das der Auktionator, Fernsehmoderator Thomas Heyer, im Foyer anpries. Auch der "letzte Patient" wurde für 25 Euro ersteigert. Von Klaus Uwe Meier, Sprecher der Gruppe Kultur der Lokalen Agenda, der ihn mit dem Rollstuhl in das Kunstforum Palastweiher schob, wo er künftig gepflegt werden wird. Sein Schöpfer Dieter Wessinger gab noch Anleitungen für den Umgang mit dem Drahtskelett-Mann "Josef Maria K." Der Bad Neuenahrer: "Der Kaktus in seinen Händen muss ab und zu gegossen werden."

Auch wenn die "Stationsleitung" ein wenig enttäuscht war, dass auf ihre Einladungen hin weder ein Vertreter der Landes- noch der Bundesregierung gekommen war, so schlug doch Landtagsabgeordneter Bernhard von Grünberg aus Bonn zu, als eine Puppe mit einem Geheimnis unter den Hammer kam. "Ich sammle afrikanische Kunst. Die Puppe passt dazu. Ich hoffe, in ihr steckt ein Kraftpaket." Und: "Ich bin beeindruckt, was hier gelaufen ist. Ein Krankenhaus ist natürlich ein besonders emotionaler Ort, das regt die Phantasie an."

An diesem letzten Tag nutzten noch einmal sehr viele Menschen die Gelegenheit zum Besuch. Auch Cura-Geschäftsführer Manfred Müller lief mit seiner Frau Dagmar durch die Gänge. "Das Projekt hat uns beide begeistert." Und wie viele andere staunten sie über die von Günter Karl aus Mannheim gestalteten Zimmer, der damit den Tod seiner Frau verarbeitete. "Wie traurig hat das alles begonnen, wie fröhlich sieht das dort jetzt aus." Und Künstler Karl erzählte schon: "Ich habe jetzt noch vier Wochen zum Abbauen. Sicher werde ich dabei auch noch Neues malen." Das dann aber ohne Publikum.

Manfred Müller meinte beim "Zäpfchenstreich": "Als Helmut Reinelt mit der Idee zu mir kam, dachte ich, na ja, da bringen einige Künstler ein paar Bilder. Denkste! So viele Menschen sind gekommen. Das war das Tolle." Und: "Ich bin heute nicht traurig. Ich war traurig, als das Haus geschlossen wurde. Aber Helmut Reinelt hat es wiederbelebt. Einige Kunstwerke werden gerettet."

Vizebürgermeister Sokratis Theodoridis sagte ebenfalls Tschüss. "Chefarzt" Reinelt dankte der Cura und der Stadt für die gute Zusammenarbeit.

Eintrag im Besucherbuch auf der letzten Seite: "Ich war auf der documenta - und war enttäuscht. Ich war hier - und find's super! Ulrike" Im Oktober erfolgt der Abriss. Dann ist endgültig Ende.

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